Jedes Jahr strömen in den USA über eine halbe Billion US-Dollar in mehr oder weniger "ethische" Geldanlagen. Derweil tröpfelt in der Bundesrepublik ein moralines Ethik-Rinnsal weitgehend unbeachtet vor sich hin. Die Idee für ethisches Investment stammt wohl aus Nordamerika: 1968 demonstrierten Aktionäre des Multis Dow Chemical gegen die Produktion von Napalm, mit dem seinerzeit die fliegenden Ledernacken Vietnam in die Steinzeit zurückzubomben versuchten. Viele Amerikaner verkauften ihre Dow-Papiere, der Aktienkurs fiel und eine neue Aktionsform war geboren. Begünstigt wurde der heutige Ethik-Boom in den USA durch das Fehlen einer staatlichen Sozialversicherung und die daraus resultierenden milliardenschweren Pensionsfonds von Kirchen und Universitäten.
Trotzdem wirkt der Abstand befremdlich: In der Bundesrepublik sind bestenfalls einige hundert Millionen Mark "alternatives Geld". Dabei müßte sich auch hierzulande mit Blick auf das Magische Dreieck aus Rendite, Sicherheit und Liquidität die naheliegende Frage aufdrängen: Was geschieht mit dem Geld, das ich der Bank gebe? Umweltverträglich arbeitende Unternehmen zu begünstigen, ist nicht nur über eine ökologische Steuerreform oder über die Ausgabe von Bons für den Luft- und Wasserverbrauch, sondern - in kleinerem Umfange und zur Not als erster Schritt - auch durch Transparenz bei Geldanlagen möglich.