Ausgabe April 1997

Grenzen einer deutschen Normalisierung

Die konstitutive Bedeutung des Bruchs von 1945/49

Zu Beginn der "ceremony" am Abend des 10. März 1997 trug Karl D. Bredthauer im Namen der Redaktion und des Fördervereins der "Blätter" folgende Gedanken zum politischen Kontext der Demokratiepreis-Verleihung an Daniel Jonah Goldhagen vor. D. Red.

Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren,

einige kurze Bemerkungen zum Demokratiepreis 1997, zu den Intentionen von Redaktion und Förderverein der "Blätter". Zuletzt ging der Preis, wie Sie wissen, an die Bürgerbewegung der damaligen DDR. Das war 1990 in Berlin. Wenn wir uns heute hier in Bonn versammeln - der Stadt, deren Namen das Grundgesetz trägt - und Daniel Jonah Goldhagen ehren, so tun wir dies vor dem Hintergrund der seither in Gang gekommenen Verwandlung der Bonner in eine Berliner Republik. (Manche kritisieren übrigens, daß wir die umstrittene Formel von der Berliner Republik aufgegriffen haben; vielleicht sollten wir wirklich besser vom Übergang der Bundesrepublik in ein neues S t a d i u m, in das Berliner Stadium ihrer Entwicklung sprechen.)

Nicht wenige, oft unausgegorene Spekulationen knüpfen sich an die mittlerweile so genannte "Wende" von 1989/90.

April 1997

Sie haben etwa 21% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 79% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.