Wer meine Romane liest, darf niemals Kriege wollen. Dankwort von Yasar Kemal (Auszüge)
Günter Grass' Laudatio auf Friedenspreisträger Yasar Kemal - für CDU-Generalsekretär Peter Hintze markierte sie einen "intellektuellen Tiefstand" - hat polarisiert. Der Schriftsteller hatte am 19. Oktober in der Frankfurter Paulskirche darauf hingewiesen, daß im Südosten der Türkei ein Krieg stattfindet und daß die Bundesrepublik daran nicht unschuldig ist. Und Grass hatte "endlich staatsbürgerliche Rechte" für die Millionen Kurden und Türken in der Bundesrepublik gefordert - just als die CDU (wieder einmal) entschied, daß es mit ihr keine doppelte Staatsbürgerschaft geben werde (vgl. den Beitrag von H. Rittstieg auf Seite 1418 in diesem Heft). In der so ausgelösten Debatte über politisches und literarisches Beurteilungsvermögen sowie die Rolle der Intellektuellen in Deutschland wurde fast vergessen, was der Preisträger selbst zum Krieg der Türkei gegen die Kurden gesagt hatte. Wir dokumentieren beide Reden in Auszügen. - D. Red.
Ich bin ein Mann der Dichtkunst. Und seit ich mich mit dieser Kunst befasse, habe ich mich bemüht, das mir Bestmögliche zu tun. Ich sagte: ein Mann der Dichtkunst und nicht: ein Mann der Literatur.
Denn bevor ich zu schreiben begann, war ich Sagenerzähler und Sammler von Folklore.