W.C.B. Du Bois, C.L.R. James und die westliche Zivilisation
Dem aufmerksamen Betrachter wird kaum entgangen sein, daß die gegenwärtig zu beobachtende Tendenz der Renationalisierung den Zusammenhang von leidvoller Vergangenheit, erdrückender Gegenwart und hoffnungsvoller Zukunft erneut zu beantworten sucht. Den Diskurs der "imagined communities" (Benedict Anderson) führen aber nicht nur die zahlreichen vormaligen Satellitenstaaten und die verschiedenen Nationen und ethnischen Minderheiten des gewesenen Sowjetimperiums; er trifft auch die westlichen Länder - jedoch in anderer Art und Weise, wie im folgenden anhand der Diskussion um Vergangenheit und Zukunft der im Westen lebenden schwarzen Minderheit gezeigt werden soll. Mit der Metapher des Black Atlantic hat der britische Soziologe Paul Gilroy versucht, die lange Geschichte der Schwarzen in der Diaspora gegen die populäre Tendenz des Afrozentrismus neu zu bewerten. 1) Der mehr als vier Jahrhunderte umfassenden Historie der Diaspora in Lateinamerika (vor allem in Brasilien), auf den karibischen Inseln, in den Vereinigten Staaten und England, müsse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. 2)
Eine so viele Generationenfolgen umfassende Geschichte hat Gilroy zufolge ein Eigengewicht erhalten, in dem die Erinnerung an Afrika ein wichtiges Moment darstelle, der Austausch mit der jeweiligen Mehrheitskultur jedoch genauso wichtig sei, wenn nicht sogar größere Bedeutung annehme.