Daniel Goldhagens Modell Bundesrepublik und das Echo
Man wunderte sich sehr. Mitunter traute man seinen Ohren nicht ("Das Parlament"), ein Geschichtswunder vermeldete die "Frankfurter Rundschau", und Lob, Lob, Lob registrierten die Tageszeitungen reihum für Deutschland als Modell ("Kölner Stadtanzeiger") - Lob von Goldhagen ("Stuttgarter Nachrichten"), Goldhagen lobt Deutsche ("Der Tagesspiegel"), Man muß die Deutschen loben ("die tageszeitung"). Was war passiert? Daniel Goldhagen hatte den Demokratiepreis der "Blätter für deutsche und internationale Politik" bekommen und in seiner Dankesrede die Vergangenheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland gelobt, dem Land und seinen Bürgern demokratische Reife bescheinigt, ja, mehr noch, Deutschland in dieser Hinsicht zu einem für andere Nationen nachahmenswerten Vorbild erklärt. Ein Lob, das ratlos machte, titelte der "Rheinische Merkur": Ein derartiges Kompliment hatte an diesem Abend wohl niemand erwartet. Schon gar nicht vom Autor des Bestsellers "Hitlers willige Vollstrecker". Es war wohl so.
Aber warum eigentlich? Daniel Goldhagen hatte, und zwar nicht erst auf seiner letztjährigen Tournee durch mehrere deutsche Städte, sondern bereits zuvor, zwischen dem Deutschland, von dem sein Buch handelt, und dem Zustand der heutigen Bundesrepublik strikt unterschieden.