Über die Amerikanisierung der Bundesrepublik Deutschland
Vor einigen Jahren - es muß zur Zeit der Wende 1989 gewesen sein - fühlte sich ein Hamburger Graffiti-Sprayer von einem jener Straßenschilder, die zu "Tempo 30" mahnen und ein Wohngebiet zur "Zone" erklären, herausgefordert, selbiges als "West-Zone" kenntlich zu machen. Die sprichwörtlichen Zeichen an der Wand lassen bekanntlich Rückschlüsse zu, in diesem Fall auf das Selbstbild einer Gesellschaft, die mitunter viel Aufwand betreibt, um sich den Anstrich des Amerikanischen zu geben. Erinnert sei nur an den in "Flower Shopp" umbenannten Blumenladen, "Shopp" mit doppeltem p. Konrad Adenauer hatte noch dagegen ankämpfen wollen und offenbarte 1961 in einem Interview mit der Londoner "Times", daß er in der Diskussion über die Bundeshauptstadt seinerzeit Bonn den Vorzug gegeben habe, weil Frankfurt "total amerikanisiert" sei.
Doch schon sein Nachfolger Ludwig Erhard sah die Deutschen auf dem besten Wege, "amerikanischer als die Amerikaner" zu werden. Klaus Harpprecht sprach über seine Generation als "Kinder einer amerikanischen Zivilisation", und Wim Wenders hielt 1976 in dem Film "Im Lauf der Zeit" fest: "Die Amis haben unser Unbewußtes kolonisiert.