Ausgabe Dezember 1998

Wie modern ist der Finanzplatz Deutschland?

Intensiv wie auf kaum einem anderen Politikfeld hat die alte Bundesregierung in die Finanzmärkte hineinregiert. Bis kurz vor Toresschluß griff sie regulierend und deregulierend ein, um den Finanzplatz Deutschland, so ihre erklärte Intention, weltmarktfähig zu machen. Dabei blieb sie einerseits dem Machtnetz der dominierenden Großbanken sowie dem spezifisch deutschen Universalbanksystem verpflichtet, andererseits aber widersprüchlich verstrickt in die eigene neoliberale Ideologie, in Forderungen von den Sozialflügeln der christlichen Parteien, aber auch in konzernfreundliche Positionen des meist zuständigen Ressorts im Bundesjustizministerium unter dem liberalen Rainer Funke. Zugleich war die Regierung gefordert durch verbraucherfreundliche Vorgaben aus Brüssel. Im Endeffekt ist die Modernisierung des Finanzplatzes in mancher Hinsicht durchaus gelungen. Beispielsweise entspricht die erlaubte Produktpalette auf dem Wertpapiermarkt nun dem internationalen Standard. Trotzdem hinterließ die Ära Kohl der neuen rot-grünen Koalition ein problematisches Erbe.

1997 hatten die gesetzgebenden Körperschaften die S e c h s t e N o v e l l e d e s K r e d i t w e s e n g e s e t z e s (KWG) verabschiedet. Die Mehrzahl der neuen Bestimmungen, die allesamt auf drei Richtlinien der Europäischen Union basieren, trat 1998 in Kraft.

Dezember 1998

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.