Ausgabe Januar 1998

Sie können sich die Situation nicht dramatisch genug vorstellen!

Hintergründe des algerischen Bürgerkrieges

Als im vergangenen Herbst Berichte über besonders zahlreiche und grausame Morde an algerischen Dorfbewohnern in der deutschen und internationalen Presse kurzzeitig offene Empörung auslösten, erschollen Rufe nach internationalem Engagement. Ansonsten prägt allenfalls ratlose Betroffenheit den hiesigen Umgang mit dem Terror in Algerien. Der Grund dafür liegt sicherlich zum einen in den wenig ermutigenden Erfahrungen, die man aus Somalia und zuletzt dem Kongo mitbrachte. Zum anderen verwirrt die Nachrichtenlage: Die Fronten zwischen Armee- und Sicherheitskräften einerseits und militanten Islamisten andererseits scheinen immer mehr zu verschwimmen.

So berichtete u.a. amnesty international kürzlich, daß halbe Dörfer in der Nähe von Kasernen und anderen militärischen Einrichtungen niedergemetzelt wurden - ohne daß die Sicherheitskräfte eingriffen. Anfang der 90er Jahre schien Algerien noch auf dem Weg der Demokratie. Unter dem Druck öffentlicher Proteste entschied sich die Regierung Chadli Benjadids, das Einparteiensystem der Nationalen Befreiungsfront (Front de libération, FLN) aufzuheben und die Bildung neuer Parteien zu gestatten. Nachdem sich allerdings bei den Präsidentschaftswahlen ein Erdrutschsieg der islamischen Heilsfront (Front islamique du salut, FIS) abzeichnete, putschte das Militär im Januar 1992.

Januar 1998

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die geschürte Migrationspanik

von Naika Foroutan

Zwei islamistische Anschläge in Deutschland – der tödliche Angriff auf einen Polizisten in Mannheim mit sechs zusätzlichen Verletzten am 31. Mai 2024 sowie der Anschlag in Solingen am 23. August 2024, bei dem drei Menschen getötet und acht weitere verletzt wurden – haben das Land stark erschüttert.