Hintergründe des algerischen Bürgerkrieges
Als im vergangenen Herbst Berichte über besonders zahlreiche und grausame Morde an algerischen Dorfbewohnern in der deutschen und internationalen Presse kurzzeitig offene Empörung auslösten, erschollen Rufe nach internationalem Engagement. Ansonsten prägt allenfalls ratlose Betroffenheit den hiesigen Umgang mit dem Terror in Algerien. Der Grund dafür liegt sicherlich zum einen in den wenig ermutigenden Erfahrungen, die man aus Somalia und zuletzt dem Kongo mitbrachte. Zum anderen verwirrt die Nachrichtenlage: Die Fronten zwischen Armee- und Sicherheitskräften einerseits und militanten Islamisten andererseits scheinen immer mehr zu verschwimmen.
So berichtete u.a. amnesty international kürzlich, daß halbe Dörfer in der Nähe von Kasernen und anderen militärischen Einrichtungen niedergemetzelt wurden - ohne daß die Sicherheitskräfte eingriffen. Anfang der 90er Jahre schien Algerien noch auf dem Weg der Demokratie. Unter dem Druck öffentlicher Proteste entschied sich die Regierung Chadli Benjadids, das Einparteiensystem der Nationalen Befreiungsfront (Front de libération, FLN) aufzuheben und die Bildung neuer Parteien zu gestatten. Nachdem sich allerdings bei den Präsidentschaftswahlen ein Erdrutschsieg der islamischen Heilsfront (Front islamique du salut, FIS) abzeichnete, putschte das Militär im Januar 1992.