Das Dilemma der CDU im Osten
Im Wahlkampf haben Helmut Kohl und Gerhard Schröder kaum einen ostdeutschen Marktplatz ausgelassen, denn sie gingen davon aus, daß der Osten wahlentscheidend ist. Zwar zählt 1% in Bayern oder Nordrhein-Westfalen bekanntlich ein Mehrfaches von 1% in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Aber was wäre, wenn die CDU im Osten hier und da nicht 1, 2 oder 3 sondern 5, 10 und 15% verlieren würde? Schon die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hatte gezeigt, wie dramatisch sich die politische Situation im Osten ändert: Die CDU verlor mehr als 12%, die rechtsextreme DVU gewann auf Anhieb 12,9%. Es lohnt sich also, um die etwa 20% aller Wahlberechtigten in den neuen Ländern zu kämpfen, denn beide großen Volksparteien haben im Osten kaum Stammwähler. Für die CDU ist die Erkenntnis besonders bitter: Acht Jahre nach den überwältigenden Erfolgen der Christdemokraten im Osten hat sich das Blatt offenbar gegen die Union gewendet. Was wird aus der CDU im Osten? Hat sie noch eine Chance, Volkspartei nach (alt)bundesrepublikanischem Vorbild zu werden? Rüdiger Soldt bilanziert die Veränderungen und fragt nach der Zukunft der ostdeutschen Christdemokraten. Sein Beitrag beruht auf einem Kapitel des voraussichtlich Anfang Oktober im Fischer Taschenbuch-Verlag erscheinenden Buches "Die CDU nach Kohl", herausgegeben von Tobias Dürr und Rüdiger Soldt. - D. Red.