Die Kongreßwahlen im November haben es bestätigt: Der triumphale Gipfelsturm der Republikanischen Partei, der mit Richard Nixons southern strategy zur Abwerbung konservativer weißer Demokraten im Süden begann und von Ronald Reagans parteiwechselnden "zornigen Demokraten" wie von Newt Gingrichs "verärgerten" weißen Männer weiter forciert wurde, ist steckengeblieben. Seinen Höhepunkt - oder zumindest ein Plateau - hatte er bereits im Jahr 1994 beim Wahlerfolg der konservativen "Gingrich-Revolutionäre" erreicht. Amerikas Republikaner werden mit dem Phänomen der "neuen Demokraten" la Clinton einfach nicht fertig. Mag die Republikanische Partei dem Mann in Weißen Haus noch so oft eine Dukakis-, Mondale- oder McGovern-Maske aufdrängen - der wohl konservativste demokratische Präsident seit Menschengedenken hat mit Erfolg traditionelle republikanische Themen entwendet: Er reduzierte das Budgetdefizit, verkleinerte den Regierungsapparat, kürzte Sozialprogramme, propagiert Law and Order, und ließ die Muskeln der Regierung zugunsten der internationalen Wirtschaftsinteressen amerikanischer Konzerne spielen.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.