Clausewitz, Kosovo und die Kriege des 21. Jahrhunderts
Wer keine Kriege führt und auch nie mehr Krieg führen will, wie dies in Deutschland bis vor kurzem Konsens war und eigentlich immer noch ist, muß den Krieg auch nicht denken. Das für undenkbar Erklärte denken zu wollen ist absurd. Und weil der Krieg demgemäß nicht gedacht werden kann, braucht man auch keinen Begriff des Krieges. Wird der Krieg als Mittel der Politik abgelehnt, so muß er auch nicht begriffen werden. "In der Bundesrepublik beherrschen die Gesinnungspazifisten auf der einen, die Rechtspazifisten auf der anderen Seite die öffentliche Auseinandersetzung", hat Jürgen Habermas kürzlich festgehalten und ergänzend noch hinzugefügt: "Sogar die 'Realisten' schlüpfen unter den Mantel der normativen Rhetorik." 1) Für Habermas ist dies ein Zustand, der, bei allen Problemen mit dem Krieg auf dem Balkan, doch eher zur Hoffnung Anlaß gibt. Aber die politisch gewollten, historisch verständlichen und moralisch befriedigenden Denkverweigerungen gegenüber dem Krieg beginnen sich jetzt zu rächen.
Mit der Rebalkanisierung des früheren Jugoslawiens hat uns der Krieg nicht nur der Sache, sondern auch dem Begriff nach doch wieder eingeholt - selbst wenn noch eine Zeitlang versucht wurde, das Wort "Krieg" zu meiden.