Finanzkrisen sind regelmäßige Begleiterscheinungen kapitalistischer Wirtschaftssysteme. Zu keiner Zeit hat es jedoch so viele gegeben wie in den 80er und 90er Jahren: 1982 Schuldenkrise in Mexiko und Lateinamerika, 1987 Börsenkrach in New York, Krise des Europäischen Währungssystems 1992/93, Mexikokrise 1994/95, Asienkrise 1997/98, Rußland 1998, Brasilien 1999. Das Tempo der Krisenabfolge wird schneller, und Schulden-, Banken-, Börsen- und Währungskrise verflechten sich immer stärker. Überall beschleunigt die Finanzspekulation den ökonomischen Zusammenbruch, selten ist sie die Ursache der Krise. Finanzkrisen haben zerstörerische Wirkungen auf die Schwellenländer. In Indonesien, Thailand und Korea hat sich der Anteil der Bevölkerung, der offiziell als arm gilt, durch die jüngste Finanzkrise auf rund ein Viertel verdoppelt. (Vgl. IMF World Economic Outlook, Washington, October 1998, S. 46 f.)
Die Rückwirkungen auf die Zentren sind unterschiedlich: In den USA boomen Wirtschaft und Finanzmärkte wie lange nicht mehr, Japan, das sich noch immer nicht von seiner großen Finanzund Immobilienkrise Anfang der 90er Jahre erholt hat, ist schwer getroffen worden. Europa steckt irgendwo dazwischen; es gibt Rückwirkungen, aber sie sind bisher noch nicht dramatisch.