Zur Zukunft der Volksparteien nach dem Zerfall ihrer Voraussetzungen
Unendlich weit zurück liegt die Bundestagswahl vom letzten September bereits nach einem guten halben Jahr. Auf lange Zeit erledigt schienen damals die Christdemokraten. Der siegreichen SPD bescheinigten kluge Beobachter die "Chance zur langfristigen politischen Hegemonie". 1) Doch dann taumelte die neue Mehrheit von einer Krise in die nächste. Die Sozialdemokratie verlor eine Landtagswahl und ihren Parteivorsitzenden. Danach begann der Krieg im Kosovo. Unter rot-grüner Führung wurde die Bundesrepublik erstmals in ihrer Geschichte zum kriegführenden Staat. Viel hat sich verändert in den Monaten seit der Bundestagswahl; kaum eine der gängigen Annahmen, die ausgangs der Ära Kohl über Aussichten und Kräfteverhältnisse der großen Parteien angestellt wurden, scheint noch zu stimmen. Von lange währender sozialdemokratischer Vormacht jedenfalls redet fürs erste niemand mehr. Doch in Wirklichkeit lag die Botschaft, daß es verläßliche, in den Strukturen und Mentalitäten der Gesellschaft wurzelnde Hegemonien einzelner Parteien in Zukunft nicht mehr geben wird, bereits in der Art und Weise verborgen, wie 1998 der sozialdemokratische Sieg und die christdemokratische Niederlage zustande kamen.