Ausgabe April 2000

Von Dolchstößen und Regenschirmen

Aus der Fabelwelt der Shareholder und Stakeholder

Wenn Sie zum Experimentieren neigen, habe ich einen Vorschlag: Fragen Sie in Ihrem Bekanntenkreis, in der Ihnen zugänglichen Fachwelt oder einfach "auf der Straße" erstens, was der Begriff Shareholder und zweitens, was der Begriff Stakeholder bedeutet. Wahrscheinlich werden Sie für den ersten Begriff eine mehr oder weniger zutreffende Erklärung erhalten, im zweiten Fall hingegen zumeist staunende Blicke ernten werden, weil Sie so ungewöhnliche Begriffe kennen. Vermeintlich Gewiefte unter den Probanden dürften pfeilgrad danebenhauen: "Stakeholder ist das Gegenteil von Shareholder." Das ist theoretisch gesehen blühender Unsinn, trifft aber den rhetorischen Stand der Diskussion (die unabhängig von der Kenntnis der Begriffe seit Jahren im Raum steht) ziemlich genau. Aus diesem - für semantische Kulissenschiebereien - produktiven Mißverständnis ergibt sich die Virulenz der weiter unten dokumentierten Mythen. Zunächst ist es sinnvoll, die Begriffe zu erläutern, bevor gezeigt wird, daß sich die Diskussion aus der Sphäre des Fachlichen längst entfernt hat.

Shareholder-Ansatz

In den frühen 80er Jahren etablierte sich der Shareholder-ValueAnsatz, der in erster Linie von Anatol Rappaport seit den 70er Jahren entwickelt wurde.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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