Ausgabe Januar 2000

Allmachtsphantasien der Weltbanker.

Bilanz einer Dekade der Armutsbekämpfung

Der 1990 veröffentlichte Weltentwicklungsbericht der Weltbank zum Thema Armut sollte eine neue Etappe in der internationalen Entwicklungspolitik einleiten. In Abkehr von einer rigiden, allein auf die Automatik der Marktprozesse vertrauenden Strukturanpassungspolitik der 80er Jahre ("getting the prices right") sollten die internationalen Entwicklungsagenturen in den 90ern ein "menschliches Antlitz" zeigen. Armutsbekämpfung sollte in den Mittelpunkt der entwicklungspolitischen Bemühungen rücken. Wachstumsförderung allein, so hatte man erkannt, führt keineswegs automatisch zu einer Verbesserung der sozialen Lage der Bevölkerung. Notwendig seien neben ausreichenden wirtschaftlichen Wachstumsraten zusätzlich gezielte Maßnahmen im Interesse der Armen und eine sozial orientierte Umverteilungspolitik. In der Praxis führte das aber keineswegs zu einer grundlegenden Veränderung der Stukturanpassungspolitik von Internationalem Währungsfonds und Weltbank. Diese blieben weiterhin bei ihrem Einheitsrezept von Austeritätspolitik, Privatisierung und Liberalisierung - obwohl klar war und ist, daß dies teilweise katastrophale soziale Auswirkungen hat. Es wurden lediglich zusätzliche Sozialprogramme aufgelegt, die aber nicht selten an den Kernproblemen vorbeigingen. So hat die Weltbank z.B.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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