Ausgabe Januar 2000

Unzureichend, aber besser als ihr Ruf.

Die ökologische Steuerreform in Deutschland

Die ökologische Steuerreform (ÖSR) ist unter Dach und Fach: Mit den Stimmen von SPD und Grünen wurde eines der umstrittensten innenpolitischen Vorhaben im November 1999 gesetzlich fixiert. Seit genau zwanzig Jahren, seit Hans Christoph Binswanger mit seinen Kollegen das Buch "Wege aus der Wohlstandsfalle, Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung" 1) veröffentlichte, wurde die Idee einer langfristig und kontinuierlich steigenden Energiesteuer bei gleichzeitiger Senkung anderer Abgaben/Steuern bzw. Finanzierung ökologischer Investitionen diskutiert. Was ist geblieben von den hochgesteckten Zielen, den ökologischen Strukturwandel zu forcieren, das Klimaschutzziel der Bundesregierung zu erreichen und zugleich durch die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge für einen positiven Schub auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen? Ernüchterung macht sich breit: Gerade durch die nur mäßige ökologische Ausgestaltung, durch die großzügigen Ausnahmeregelungen, die - so scherzen inzwischen viele - eine vorgezogene Unternehmenssteuerreform darstellen, sowie das öffentliche Hickhack rund um die Einführung der ersten Stufe am 1. April 1999 ist das Image der Reform denkbar schlecht. Auch die Stufen zwei bis fünf sind hinter manchen (gerade auch von politischen Akteuren geweckten) Erwartungen zurückgeblieben.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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