Der 10. Juni ist für die Bewohner des französischen Oradour, des tschechischen Lidice und des griechischen Distomo ein Tag traurigen Gedenkens. An diesem Tag wurden die Ortschaften von der Deutschen Wehrmacht und der SS überfallen, zerstört und ihre Einwohner auf grausamste Weise niedergemacht. 1942 in Lidice, 1944 in Oradour und Distomo. An Lidice und Oradour wird als Kainsmal der SS und Wehrmacht erinnert - aber Distomo? Nicht einmal die Wehrmachtsausstellung kannte diesen Ort. Und so steht dieser Name als Chiffre für die zahllosen weiteren Orte nicht nur in Griechenland, sondern auf dem Balkan und in der damaligen Sowjetunion, die das gleiche Schicksal ereilte wie Lidice und Oradour. Was sie eint, ist das Verbrechen der deutschen Besatzungstruppen und das Vergessen der deutschen Nachkriegsgesellschaft.
Die Geschichte ist kurz, grausam und abstoßend. In der Version des Gefechtsberichts der 2. Kompanie des SS-Polizei-Panzergrenadier-Regiments 7 wurde aus dem Ort Distomo mit Granatwerfern, MGs und Gewehren auf die Soldaten geschossen. "Ich habe daraufhin", fährt der Bericht des Kompaniechefs Fritz Lautenbach fort, "die Feuereröffnung und den Angriff mit allen zur Verfügung stehenden Waffen auf Distomo befohlen. Nachdem das Dorf gesäubert war, wurden insgesamt 250 bis 300 tote Bandenangehörige und Bandenverdächtige gezählt".