Es hatte so hoffnungsvoll angefangen. In ihrer Koalitionsvereinbarung vereinbarten die Fraktionen der rot-grünen Bundesregierung 1998 die Einrichtung einer Bundesstiftung "Entschädigung für NSZwangsarbeit" unter Beteiligung der deutschen Wirtschaft. Die Umsetzung dieses Projektes ist seither an eine Selbsthilfegruppe der deutschen Wirtschaft unter dem klangvollen Titel Stiftungsinitiative "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" delegiert. Diese Initiative glaubte ursprünglich, die Entsorgung ihrer Geschichte für zwei Milliarden Mark einkaufen zu können. Die Überlebenden sollten davon gerade einmal die Hälfte bekommen, mit der anderen wollte man Zukunftsprojekte finanzieren. Ganz so günstig war der Ablaß denn doch nicht zu haben. Auf einem mit beträchtlichem Aufwand inszenierten PR-Event am 17. Dezember 1999 wurde das amtliche Endergebnis des einjährigen Ringens um die späte Kompensation der ehemaligen Sklaven bekannt gegeben: Zehn Milliarden Mark, je zur Hälfte aufgebracht von Wirtschaft und öffentlicher Hand, sollen eine zukünftige Bundesstiftung speisen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.