Die Atomwirtschaft will das Thema Ausstieg aussitzen, und die rot-grüne Bundesregierung bestärkt sie in dieser Absicht. Waren Teile der Wirtschaft zu Beginn der 90er Jahre noch zu "Zugeständnissen" bereit, verteidigen die Branchenvertreter heute unisono den Bestandschutz des atomaren Kraftwerkparks. Im Dezember 1992 traten die Chefs von Veba und RWE mit einem "Entwurf für einen Energie-Konsens" an die Öffentlichkeit. Sie wollten politische Reibung vermeiden und dafür Ballast abwerfen - ein Vorstoß, der auch in der eigenen Branche für Überraschung und Protest sorgte. Im Vordergrund stand der Verzicht auf die kostspielige und unsinnige Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente und infolgedessen der Verzicht auf die MOX-Brennelemente-Fabrik in Hanau. Der Entwurf enthielt auch den Verzicht auf eine weitere Erkundung des Salzstocks Gorleben, dessen Eignungshöffigkeit von jeher nur auf dem Papier bestand. Der Dominoeffekt: Folglich mache die Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) in Gorleben keinen Sinn mehr. Im Gegenzug insistierten die Vertreter von RWE und Veba auf einer Genehmigung des Schachts Konrad für die Einlagerung der schwach- und mittelaktiven Atommüllberge.
Die Atomkraft war zu jener Zeit bereits ein Auslaufmodell und wäre es auf diesem Wege auch "offiziell" geworden.