Die einzigartig monströse Qualität der Angriffe vom 11. September kann man sich mit Blick auf den Umstand klarmachen, daß wohl noch niemals außerhalb des Kontextes erklärter zwischenstaatlicher Kriege durch einen einzigen Akt organisierten Aggressionshandelns von Zivilpersonen so viele Menschen gleichzeitig ums Leben gebracht worden sind wie bei den Ereignissen in New York und Washington. Es erscheint heute nicht allzu riskant, diese Ereignisse als eine zeitgeschichtliche, innen- und außenpolitisch gleichermaßen folgenreiche Zäsur zu betrachten und sie in dieser Hinsicht auf eine Stufe mit den Ereignissen vom November 1989 zu stellen. Ganz schematisch könnte man sagen: Am 9.11.1989 hat der Westen seinen Feind verloren. Am 11.9.2001 hat er einen anderen Feind wiedergefunden. Einzigartig ist auch die Tatsache der Koinzidenz von Massenmord und kollektiver instrumenteller Selbsttötung von (bis zu) 19 Personen.
Die Frage ist, welcher Verbund von Motivlagen und Organisationsstrukturen dafür verantwortlich ist, daß die menschliche Selbsttötungshemmung im Dienste nicht nur eines expressiven Akts religiösen Wahns, sondern im Dienste eines zielgerichtet koordinierten Plans ausgeklinkt worden ist.