Gewaltsame Splittergruppen der UÇK setzen seit Oktober letzten Jahres den Kampf um ein Großalbanien fort, anfangs im serbischen Presevo-Tal, seit März dieses Jahres in albanisch besiedelten Teilen Mazedoniens. Vor zwei Jahren galt die UÇK als Widerstandsund Freiheitsbewegung gegen einen serbischen „Genozid“. NATO-Generalsekretär George Robertson spricht heute von „Terroristen“ und einer „Bande von Mördern“. Ähnlich den afghanischen Taliban hat sich die UÇK von ihren Sponsoren emanzipiert. Vorbei also die Zeiten, in denen man sich leisten konnte, nach außen Schönfärberei zu betreiben und de facto mit zerknirschtem Gesicht alles schleifen zu lassen.
Die Befriedung der kosovarisch-mazedonischen Grenzregion fällt in den Aufgabenbereich der Protektoratsmächte im Kosovo. KFOR und UNMIK obliegt es, das öffentliche Gewaltmonopol durchzusetzen, die Grenzen wirksam zu kontrollieren und die Kriminalität zu bekämpfen. Dem Kosovo-Protektorat fehlt vor allem die politische Führung. Nach der feierlichen Verkündung des Balkan-Stabilitätspaktes widmeten sich die Euro-Staatsmänner anderen Reiseaktivitäten. Die anhaltende Eskalationsgefahr fordert jedoch eine Abkehr vom Laissez-faire.