Viele Amerikaner, denen die internationale Stellung ihres Landes am Herzen liegt, machen sich Sorgen über den Antiamerikanismus in der Welt. Aber in Washingtoner Kreisen und in der politischen Öffentlichkeit fehlt oft das Verständnis für Wesen und Hintergründe des Phänomens. Das liegt zum Teil an den Medien, weil die journalistische Berichterstattung über auswärtige Angelegenheiten heute fast ausschließlich von Washington aus erfolgt. Außenpolitische Fragen werden daher in aller Regel aus der Washingtoner Perspektive formuliert, in den Kategorien der amerikanischen Innenpolitik und der etablierten politischen Positionen. Das Verfahren lädt zu uninformativen Antworten ein und verdrängt unerwünschte oder unerfreuliche Nachrichten. Themen, die in der Hauptstadt nicht ohnehin im Gespräch sind, fallen in der Regel unter den Tisch, weil man hier allgemein annimmt, was Washington nicht interessiere, könne nicht sehr wichtig sein. Der Realitätsgehalt vieler hauptstädtischer Debatten ist deshalb nicht allzu hoch zu veranschlagen.
Das Finanzminister Paul O'Neill kürzlich über Japan von sich gab, liefert ein sprechendes Beispiel: Wegen der gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes müsse etwas geschehen, "um den Menschen in Japan zu einem höheren Lebensstandard zu verhelfen", meinte der Minister.