Ausgabe November 2025

Sehnsucht nach Zerstörung

Die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus

Die treibende Kraft des demokartischen Faschismus ist die Zerstörungslust (IMAGO / Depositphotos)

Bild: Die treibende Kraft des demokartischen Faschismus ist die Zerstörungslust (IMAGO / Depositphotos)

Im Herbst 2024 veröffentlichte Kevin Roberts, der Präsident der US-amerikanischen Heritage Foundation und Hauptarchitekt des radikalen Umbauplans „Project 2025“, ein programmatisches Bekenntnis: „Dawn’s Early Light. Burning Down Washington to Save America“ (Im Morgengrauen. Washington in Brand setzen, um Amerika zu retten). Das ursprüngliche Cover zeigte ein Streichholz – ein Motiv, das kaum Missverständnisse zuließ. Noch vor Erscheinen wurde der Untertitel in „Taking Back Washington“ („Washington zurückerobern“) abgeschwächt, auch das Streichholz verschwand. Doch die Agenda bleibt unmissverständlich, und Roberts spricht sie ganz offen aus: Die Institutionen der liberalen Demokratie seien nicht bloß reformbedürftig, sondern durch und durch moralisch marode: „Dekadent und wurzellos dienen diese Institutionen einzig als Zufluchtsort für unsere korrupte Elite. […] Damit Amerika wieder aufblühen kann, dürfen sie nicht reformiert werden; sie müssen verbrannt werden.“[1]

Der heutige US-Vizepräsident JD Vance lobte diesen Gedanken in seinem Vorwort als wertvolle Waffe für die bevorstehenden Kämpfe. Sicher sollen solche Sätze provozieren, aber sie transportieren doch eine authentische Sehnsucht nach Destruktion: Nur wenn die liberale Gegenwart untergeht, hat die traditionelle, in ihrem Kern gute und richtige Ordnung der Vergangenheit eine Zukunft.

»Blätter«-Ausgabe 11/2025

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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