Ausgabe November 2025

Sehnsucht nach Zerstörung

Die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus

Die treibende Kraft des demokartischen Faschismus ist die Zerstörungslust (IMAGO / Depositphotos)

Bild: Die treibende Kraft des demokartischen Faschismus ist die Zerstörungslust (IMAGO / Depositphotos)

Im Herbst 2024 veröffentlichte Kevin Roberts, der Präsident der US-amerikanischen Heritage Foundation und Hauptarchitekt des radikalen Umbauplans „Project 2025“, ein programmatisches Bekenntnis: „Dawn’s Early Light. Burning Down Washington to Save America“ (Im Morgengrauen. Washington in Brand setzen, um Amerika zu retten). Das ursprüngliche Cover zeigte ein Streichholz – ein Motiv, das kaum Missverständnisse zuließ. Noch vor Erscheinen wurde der Untertitel in „Taking Back Washington“ („Washington zurückerobern“) abgeschwächt, auch das Streichholz verschwand. Doch die Agenda bleibt unmissverständlich, und Roberts spricht sie ganz offen aus: Die Institutionen der liberalen Demokratie seien nicht bloß reformbedürftig, sondern durch und durch moralisch marode: „Dekadent und wurzellos dienen diese Institutionen einzig als Zufluchtsort für unsere korrupte Elite. […] Damit Amerika wieder aufblühen kann, dürfen sie nicht reformiert werden; sie müssen verbrannt werden.“[1]

Der heutige US-Vizepräsident JD Vance lobte diesen Gedanken in seinem Vorwort als wertvolle Waffe für die bevorstehenden Kämpfe. Sicher sollen solche Sätze provozieren, aber sie transportieren doch eine authentische Sehnsucht nach Destruktion: Nur wenn die liberale Gegenwart untergeht, hat die traditionelle, in ihrem Kern gute und richtige Ordnung der Vergangenheit eine Zukunft. Diese Zerstörungslust ist keineswegs nur nihilistisch, sie ist schöpferisch und will aus alten Steinen ein neues Gebäude zusammensetzen, das ewig währt. Sie macht den Kern des demokratischen Faschismus aus.

Seit den 1930er Jahren hat die radikale Rechte keinen solchen Aufschwung erlebt. Der Demokratie scheint die Zukunft abhandengekommen zu sein.[2] Sie befindet sich in ihrer vielleicht tiefsten Krisen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[3] Die „Financial Times“ fragte Anfang 2024, ob sie überhaupt noch die nächsten zwölf Monate überleben werde.[4]

Dabei war das Bild noch in den 1990er Jahren ein ganz anderes: Auf das Ende der südeuropäischen und lateinamerikanischen Militärdiktaturen in den 1970er und 1980er Jahren folgte 1989 der Umbruch in Osteuropa. Die liberale Demokratie, so schien es für einen kurzen Moment, werde sich global durchsetzen. Sie war die Zukunft. Heute ist von einem globalen Siegeszug keine Rede mehr. Weltweit breiten sich illiberale Demokratien aus, Staaten, in denen es zwar formal freie Wahlen gibt, die aber liberale Kernbestände wie Gewaltenteilung, unabhängige Justiz und freie Medien zurückbauen. 

Wir befinden uns in einem rechtsdriftenden politischen Zyklus, in dem Nationalkonservative, libertär Autoritäre und Anarchokapitalisten sich zusammenschließen und liberale Institutionen ins Visier nehmen. Doch anders als die Faschisten der Vergangenheit reißen die heutigen Autokrat:innen die Macht nicht mit Gewalt oder Coups an sich, sie werden demokratisch gewählt. In ihrer Hilflosigkeit versuchen die Parteien der demokratischen Mitte, die Rechten zu bekämpfen, indem sie auf die gleichen Themen setzen. Erfolg haben sie damit nicht – im Gegenteil: Sie verschaffen den Autoritären Legitimität. Viele Bürger:innen westlicher Gesellschaften verachten mittlerweile den Liberalismus, genauer gesagt: die liberale Demokratie. Sie haben autoritäre Mentalitäten entwickelt und sind offen für faschistische Fantasien – mal aus Indifferenz, mal aus Widerstand gegen den Abbau traditioneller Hierarchien. 

Anders als der historische Faschismus: Klassische und libertäre Autoritäre im Zusammenspiel 

In einer nur scheinbar unwahrscheinlichen Koalition treffen sich dabei klassische Autoritäre mit libertären Autoritären. Für klassische Autoritäre ist die Nation der Ort ihrer imaginierten Gemeinschaft.[5] Ihre Größe wollen sie (wieder)herstellen. Die Libertären lehnen staatliche Regeln und Interventionen ab, können sich aber für die Nation durchaus erwärmen – solange sie nicht liberal-demokratisch verfasst ist. Die verbindende Klammer bildet die Zerstörungslust, eine Art affektive Negation des inklusiven Liberalismus: Aus einem demokratischen Nihilismus heraus will man die liberale Demokratie im Namen des Besitzindividualismus abwickeln. Die entsprechenden Affektstrukturen dichten sich gegen Solidarität ab und projizieren Probleme auf Migrant:innen oder soziale Minderheiten. 

Destruktivität ist dabei der Beschleunigungsstreifen auf einer mehrspurigen Autobahn der Radikalisierung. Menschen mit destruktiven Einstellungen sind offen für faschistische Fantasien, wünschen sich aber nicht unbedingt die Errichtung eines faschistischen Regimes.

Die Destruktivität ist jedoch nicht universell, schließlich findet sie im Rahmen der radikalen Identifikation mit kapitalistischen Hierarchien statt. Die Abwehr des Wandels wird zur Affirmation eines Status quo ante – in Form einer aggressiven Nostalgie für eine Gesellschaft, in der vermeintlich alles „noch in Ordnung“ war. Während der Liberalismus eine Theorie des Wandels sein möchte, bei dem die kapitalistische Eigentumsordnung stabil bleiben soll, stellt sich die Destruktivität auf die Seite der kapitalistischen Hierarchien und vor allem gegen jede normative Einbettung des Kapitalismus. Es handelt sich um eine Rebellion gegen Anpassungen und Einschränkungen, die mit Modernisierungen einhergehen und die der Klimawandel notwendig macht. Bevor man sich anpasst, zerstört man lieber die Dämme gegen die Sintflut. Die Rechtsextremen verheimlichen dabei ihre faschistischen Fantasien kaum, im Gegenteil: Sie machen sie lustvoll öffentlich. Träume vom Umsturz oder radikale Maßnahmen sind keine reinen Hirngespinste mehr, wie etwa die US-Pläne für den Ausbau der Migrationspolizei ICE und von Abschiebelagern zeigen. 

Der antifaschistische Konsens steht zur Disposition

Während die letzten Zeitzeug:innen sterben, droht so der Faschismus in neuer Weise zurückzukehren.[6] Der antifaschistische Konsens, der hierzulande Generationen darin verband, dass der Nationalsozialismus in keiner Form wiederkehren dürfe, steht zur Disposition: So schlimm war es nun auch wieder nicht, sagen die einen; so schlimm wird es schon nicht kommen, die anderen. Aber es wächst das Bewusstsein, dass es wieder geschehen kann – dass nämlich der Faschismus nicht notwendigerweise als politische Gewaltherrschaft wiederkehren wird, sondern dass er bereits jetzt als faschistische Fantasie in der Demokratie existiert und immer mehr Anhänger:innen findet, in höchst unterschiedlicher Form. Schon bei den Kundgebungen der „Querdenker“ fanden disparate Gruppen zusammen, die durch gewalttätige Phantasmen verbunden waren. Die Umsturzpläne der Reichsbürger erscheinen zwar bizarr, aber die Pläne wurden real vorangetrieben. Auch bei den Bauernprotesten im Jahr 2024, denen sich neben Handwerker:innen auch Lkw-Fahrer:innen anschlossen, fanden Umsturzfantasien von Rechtsextremen viel Beifall.

Und auch die politische Gewalt nimmt zu – seien es die Schüsse auf Black-Lives-Matter-Aktivist:innen, der Sturm auf das Kapitol, die Riots in Großbritannien oder Drohungen gegen Politiker:innen in der deutschen Provinz. „Das Kuriose unserer Gegenwart besteht darin, dass wir zu implodieren scheinen, obwohl es für eine Krise dieses Ausmaßes eigentlich gar keinen Grund gibt“, sagte der Historiker Jeremy Varon im Sommer 2024. Schon vor dem Attentat auf Donald Trump habe eine „Stimmung intensiver Vorahnung“ geherrscht.[7]

Heute halten sogar konservative Beobachter das Szenario einer Trump-Diktatur für nicht unwahrscheinlich. Gewiss, nicht alle Autokraten sind Faschisten, aber einige, wie Trump, sind zweifellos auf dem Weg dahin. 

Im Gegensatz zum historischen Faschismus, der die Demokratie offen bekämpfte, ist der demokratische Faschismus jedoch in der Demokratie verankert und versteht sich als ihr Erneuerer. Gleichzeitig untergräbt er ihre Grundlagen. Treibende Kraft ist die Zerstörungslust. Mit seiner lustvollen Grausamkeit sowie dem frivolen Spiel mit der Gewalt geht der demokratische Faschismus über den Rechtspopulismus hinaus.

Keine einheitliche Bewegung, sondern ein breites, hybrides Spektrum

Der neue Faschismus ist keine einheitliche Bewegung, er umfasst ein breites, hybrides Spektrum, in das restaurative Imaginationen der Vergangenheit und futuristische Zukunftsvisionen integriert werden. 

Der demokratische Faschismus ist zugleich weniger organisiert und zentralisiert als sein historischer Vorläufer in der Zwischenkriegszeit. Es gibt autoritäre Propheten, aber jenseits der Agitatoren ist er hochgradig polymorph, ein Netzwerk von Netzwerken, eine lose Allianz der Destruktion. Trotz seiner ethnonationalistischen Grundlage verbinden sich Milieus, Strömungen und Individuen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben scheinen:[8] Ultralibertäre, Evangelikale, Krypto-Fans, Silicon-Valley-Tycoons, Neokatholiken, klassische Autoritäre, nationalistische Konservative oder Reichsbürger. Diese Gruppen treffen sich in ihrem Wunsch, zentrale Institutionen der liberalen Demokratie abzuschaffen – allerdings nehmen nicht alle dieselben Institutionen ins Fadenkreuz. Während Reichsbürger vor allem solche nicht anerkennen, die wie Gerichte oder Behörden die staatliche Souveränität repräsentieren, stoßen sich Rechtslibertäre insbesondere an solchen, die die Wirtschaft regulieren, ökonomische Macht begrenzen, soziale Risiken eindämmen und eine staatlich finanzierte Infrastruktur bereitstellen.

Der historische Faschismus bot „plausible Lösungen für moderne soziale Probleme“, wie Michael Mann es formuliert hat.[9] Ähnlich verhält es sich mit dem Faschismus der Gegenwart, denken wir etwa an die Ausweisung von Migrant:innen, um die Lohnkonkurrenz zu reduzieren. 

Wir sprechen von faschistischen Fantasien nicht, weil sie trügerisch oder illusionär wären, sondern aufgrund ihres schöpferischen und produktiven Charakters. Sie transportieren nicht nur eine eigene Wahrheit, sie sollen tatsächlich verwirklicht werden. Die Idee der massenhaften Remigration erscheint zunächst wie ein düsterer Traum, doch er hält als konkretes Szenario Einzug in die Politik der Rechten.

Warum aber stoßen die zahlreichen neufaschistischen Projekte auf so viel Zustimmung? Anders als in den 1930er Jahren herrscht in der Gegenwart ja keine Massenarbeitslosigkeit, zumindest nicht zu dem Zeitpunkt, als die Rechte in den jeweiligen Ländern an Zuspruch gewann. Im Gegenteil, selten war die Beschäftigungsrate höher, einige Branchen leiden unter Fachkräftemangel. Wenn man Kriterien wie Wohnkomfort, Gesundheitsversorgung oder Gleichstellung anlegt, lebt es sich in westlichen Demokratien heute grundsätzlich weit besser als vor hundert Jahren. 

Krisengeschüttelte Gesellschaften ohne Fortschrittsversprechen 

Häufig werden die Globalisierung, gestiegene Ungleichheit, Migration und der Kulturkampf um eine inklusive Geschlechterpolitik als Gründe für den Aufstieg des Rechtsextremismus genannt. All diese Faktoren spielen gewiss eine Rolle. Um den neuen, demokratischen Faschismus wirklich zu erklären, kommt es aber darauf an, eine stark erweiterte Perspektive einzunehmen.

Ein entscheidender Faktor lautet: Liberale Gesellschaften sorgen nicht länger für umfassenden Fortschritt. Wir leben in einer Polykrise aus Klimawandel, Kriegen, Pandemien, Inflation, weltwirtschaftlichen Verwerfungen und den von digitalen Technologien ausgehenden Veränderungen. Insbesondere die Klimakatastrophe steht für die metabolisch schwindende Zeit. Ungebremstes Wachstum ist kaum noch möglich – und eigentlich nicht mehr wünschenswert. Damit fällt aber zugleich der Mechanismus aus, mit dem Konflikte in der Vergangenheit gelöst wurden: die Schaffung neuer Ressourcen und deren Verteilung. 

Mit dem Ende des Wachstums verändert sich die Zeitwahrnehmung spätmoderner Gesellschaften: Eine fortschrittlichere Welt (geschweige denn eine ganz andere) scheint nicht mehr möglich. In dieser zukunftslosen Gegenwart kehrt die Vergangenheit mit besonderer Macht zurück. In den USA und in Großbritannien ist die Lebenserwartung (unabhängig von Corona) zuletzt nicht länger auf dem gleichen Pfad angestiegen, ja zwischenzeitlich sogar gesunken. In den letzten vier Jahrzehnten haben sich Einkommen und Vermögen auseinanderentwickelt.[10] Soziale und demokratische Rechte und In­stitutionen, die den Kapitalismus einhegen sollten, wurden in vielen Bereichen abgewickelt. Die Globalisierung und neue Informationstechnologien haben die Industriearbeiterschaft dezimiert, die Austerität hat Angestellte im öffentlichen Dienst zutiefst verunsichert. Angehörige der Arbeiter- und der Mittelschicht blicken daher voller existenzieller Sorgen in die Zukunft. 

Vertikale Ungleichheiten werden jedoch nicht länger als Klassenkonflikte artikuliert. Horizontale Auseinandersetzungen zwischen Identitätsgruppen stehen im Vordergrund. Rechte Akteure beziehen daraus die Themen für ihren aggressiven Kulturkampf, bei dem im Namen der Freiheit Fortschritte, Gleichberechtigung und Fairness zurückgedreht werden sollen.

Ein zweiter, wichtiger Faktor ist die außenpolitische Krisenhaftigkeit: Kriege, der Aufstieg Chinas und die Inflation erzeugen Abstiegspanik im (vor allem alten) Mittelstand. Damit wiederholt sich, was der Soziologe Theodor Geiger schon in den 1930er Jahren diagnostizierte: „Im Augenblick der höchsten krisenhaften Erregung stürzt man sich in die rebellische Politik der Unvernunft.“[11] Man spricht sich für den Kandidaten aus, der verspricht, autoritär durchzugreifen: für Trump[12] – oder eine Kandidatin: für Weidel.

Die Krise hat sich heute so tief in die emotionalen Strukturen eingebrannt, dass wohl selbst eine Rückkehr des Wachstums die Rebellion gegen den inklusiven Liberalismus nicht mehr eindämmen könnte. Der Publizist und Militärstratege Edward Luttwak prophezeite schon 1994, der Faschismus werde die politische Welle der Zukunft sein, da weder die moderate Rechte noch die Linke eine überzeugende Lösung für die zentralen Probleme kapitalistischer Demokratien anbieten könne. Stattdessen sei ein politisches Vakuum entstanden, das von einer „verbesserten“ faschistischen Partei besetzt werden könne, die verspreche, für Stabilität und individuelle wirtschaftliche Sicherheit zu sorgen.[13] Dreißig Jahre später haben die neuen faschistischen Projekte genau diese Kontur angenommen.

Autoritärer Liberalismus

Der Liberalismus, der sich eigentlich als Gegenspieler des Faschismus versteht, hat dessen Aufstieg nicht nur nicht verhindert, sondern sogar noch befördert. Er leidet unter dem angesprochenen Mangel an Problemlösungskapazität. Insbesondere in seiner neoliberalen Ausprägung hat er paradoxerweise zu einer Ausweitung staatlicher Kontrolle geführt. Die Funktionsweise dieses hypertrophen Staats ist nicht durch weniger, sondern durch mehr Bürokratie, Vorschriften und Gesetze gekennzeichnet, mit denen die Komplexität moderner Gesellschaften bewältigt (und Märkte vor demokratischen Ansprüchen geschützt) werden sollen.

In seinem Innern wird der Liberalismus in Teilen selbst autoritär. Er stellt an das moderne Individuum hohe Anforderungen der richtigen Lebensführung, oft in moralisierender Form. Der reale Boden des subjektiven Gefühls der Bevormundung ist die symbolische Macht, definieren zu können, was als gesellschaftlich wertvoll, sagbar und denkbar gilt. 

Seinen vollendeten Ausdruck hat der autoritäre Liberalismus dabei in der Konstruktion von Sachzwängen gefunden. Die Austeritätspolitik, eine Form der strikten Haushaltsdisziplin, wird in liberalen Gesellschaften häufig als alternativlose Notwendigkeit dargestellt. Diese Politik erwies sich jedoch in mehrerlei Hinsicht als selbstzerstörerisch: Sie trug zum Niedergang der Infrastruktur bei, offenbarte aber auch die Bigotterie der Konstruktion von Sachzwängen.

Diese Diagnosen der Pathologien liberaler Demokratien reichen jedoch noch nicht hin, um zu erklären, wie es zu der politischen Malaise kommen konnte, in der faschistische Fantasien nicht auf Bestürzung und Ablehnung, sondern auf Indifferenz und vermehrt auf leidenschaftliche Unterstützung treffen. Die Krise fortgeschrittener kapitalistischer Gesellschaften wirkt sich auf die affektiven Tiefenstrukturen aus und erzeugt destruktive Mentalitäten, die aus einem Gefühl der „Vereitelung des Lebens“[14] heraus entstehen. 

Destruktive Mentalitäten und der Verlust der Zukunft

Erich Fromm schrieb 1941 in „Die Furcht vor der Freiheit“, die moderne Individualität sei von einer paradoxen Grundstruktur geprägt: Statt sich frei entfalten zu können, so der Sozialpsychologe, fühlten sich Individuen durch äußere Zwänge und Hindernisse fundamental blockiert. Das Bedürfnis, seine Wünsche zu verwirklichen, schlage in sein Gegenteil um: den Wunsch, die Welt zu zerstören, die einem die Luft zum Atmen nimmt.

Bezieht man Fromms Überlegungen auf die Zerstörungswut der Gegenwart, bleiben sie nach wie vor aufschlussreich. Ein kollektives Gefühl des blockierten Lebens hat sich breitgemacht. Die Versprechen spätmoderner Gesellschaften erweisen sich für viele als leer. Diese Empfindungen generalisieren sich zu einer „ubiquitären Verlusterfahrung“[15], die sich quer durch soziale Lagen und Klassen zieht, wenngleich nicht alle mit der gleichen Intensität betroffen sind. Entscheidend sind weniger objektive Verluste als vielmehr die Wahrnehmung eines relativen Abstiegs im Vergleich zu früher oder zu anderen.

Dass viele Menschen den Eindruck gewinnen, die Zukunft halte keine Verbesserungen mehr bereit, verändert die Grammatik sozialer Konflikte. Auseinandersetzungen entzünden sich nicht mehr vorrangig an der gerechten Verteilung wachsenden Wohlstands, sondern an der Frage, wie begrenzter oder gar schrumpfender Reichtum aufgeteilt werden soll. In der Zeit nach dem Fortschritt werden Gewinne und Verluste in einer Nullsummenlogik miteinander verknüpft: Was die eine gewinnt, muss zwangsläufig ein anderer verlieren. Verteilungskonflikte kippen in die Horizontale. Voneinander unabhängige Prozesse werden über falsche Zusammenhänge amalgamiert und projektiv verknüpft: An der maroden Infrastruktur sind die Linken, am blockierten Aufstieg die Geflüchteten Schuld. Aus dem Gefühl des blockierten Lebens erwächst eine hyperindividualistische Weltwahrnehmung, in der Fortschritt nur noch auf Kosten anderer möglich ist.

Hinter den faschistischen Fantasien und der Wahl rechtsextremer Parteien steckt meist eine „destruktive Persönlichkeit“. Der Soziologe Ferdinand Sutterlüty beschreibt sie als eine Variante der autoritären Persönlichkeit, die sich von einem „Staat hintergangen“ fühlt, der andere Gruppen bevorzuge und ihnen die Privilegien zugestehe, um die man glaubt kämpfen zu müssen.[16]

Destruktivität verspricht aber auch einen Lustgewinn: Man kann all die Hindernisse in einer symbolischen Geste wegräumen. Manifest wird die Destruktivität in ihrer Neigung zu Gewalt. In einer Umfrage im April 2024 war einer von fünf Amerikaner:innen der Ansicht, der Einsatz von Gewalt sei nötig, um die USA wieder in die „richtige“ Spur zu bringen.[17]

Neue Allianzen der Zerstörungslust

Destruktivität ist kein neues Phänomen, sie war schon immer Bestandteil der faschistischen Mentalität. Das „Manifest des Futurismus“, 1909 von dem italienischen Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti veröffentlicht, ist ein vitalistisches, energiegeladenes Dokument des italienischen Frühfaschismus. Marinetti feiert darin die rücksichtslose Modernisierung, Geschwindigkeit, Gewalt, Technik, Industrie und den Krieg. Der Blick ist streng nach vorn gerichtet, wer sentimental in die Vergangenheit schaut, erntet nichts als Verachtung.[18] Heute klingt es geradezu kulturkämpferisch modern, wenn es heißt: „Wir wollen die Museen, die Bibliotheken und die Akademien jeder Art zerstören und gegen den Moralismus, den Feminismus und gegen jede Feigheit kämpfen.“[19]

Dass die Destruktivität hundert Jahre nach der ersten Welle des Faschismus erneut eine derart bedeutende Rolle spielt, hat vor allem etwas mit dem sozialen Wandel zu tun. Die spätmoderne Gesellschaft ist im Vergleich zum organisierten Kapitalismus der 1920er Jahre deutlich stärker reguliert, verrechtlicht und normativ eingebettet. Es wurden zahlreiche Sperrklinken gegen Diskriminierung, Unterdrückung, Gewalt und männliche Vorherrschaft eingebaut, gleichzeitig stieg die Abhängigkeit von der Wissenschaft, dem Rechts-, Bildungs- und Gesundheitssystem sowie vom Arbeitsmarkt. In der Industriegesellschaft dominierte ein außengeleiteter Sozialcharakter, der sich an Organisationen an- und in das Wirtschaftssystem einpasste.[20] Das spätmoderne Individuum gerät jedoch in Konflikt mit Institutionen, die es als freiheitsbeschränkend empfindet. Genau dagegen wendet sich die vitalistische Rebellion der Destruktivität.[21]

In Analysen der extremen Rechten wurde und wird bis heute Destruktivität oft vernachlässigt. Die meisten Autor:innen konzentrieren sich auf Ursachen (wie soziale oder geopolitische Konflikte) oder auf ideologische Aspekte. Und in den zahlreichen Arbeiten in der Nachfolge von Theodor W. Adornos Studien zum autoritären Charakter nimmt man vor allem autoritäre Aggression und Unterwerfung in den Blick.[22] Doch trotz der dominanten individualpsychologischen Perspektive in den Studien zum autoritären Charakter ging Adorno davon aus, dass der Faschismus letztlich kein psychologisches Problem sei, das als Irrationalismus abgetan werden könne.[23] Eine faschistische Mentalität war für ihn nicht in der Persönlichkeit, sondern in der sozialen Ordnung angelegt.[24]

Die ursprüngliche Kritische Theorie betrachtete autoritäre Einstellungen als verwurzelt in stabilen Sozialcharakteren; wir glauben aber, dass Gefühlsstrukturen historisch im Fluss sind. Destruktivität ist, so gesehen, eine Reaktion auf den „objektive[n] Geist“[25] der Gesellschaft gleich in mehrfacher Hinsicht: Sie ist einerseits eine rebellische Reaktion auf die Desillusionierungen der Moderne, andererseits spiegeln sich in destruktiven Individuen gesellschaftliche Verhältnisse wider, die selbst zerstörerisch geworden sind. 

Um die Verbreitung destruktiver Einstellungen zu ermitteln, haben wir in Deutschland eine Umfrage mit knapp 2600 Teilnehmer:innen durchgeführt. Wir lehnen uns dabei konzeptionell an eine noch vergleichsweise junge politikwissenschaftliche Forschungsrichtung an, die in den USA ein nihilistisches Mindset herausgearbeitet hat, das die Wissenschaftler als „Need for Chaos“ bezeichnen. Dieses „Bedürfnis nach Chaos“ trete vor allem bei status- und dominanzorientierten Menschen auf, die sich sozial marginalisiert fühlen. Auch wenn die Untersuchungen die Überlegungen der Kritischen Theorie nicht explizit rezipiert haben, arbeiten sie doch mit zeitgemäßen Verfahren zur Messung destruktiver Einstellungen, die wir für unsere Zwecke modifiziert haben. 

Die gute Nachricht: Mehr als die Hälfte unserer Befragten wies keine Neigung zur Destruktivität auf. Die nicht so gute: 12,5 Prozent erwiesen sich als mittel- oder sogar hochdestruktiv. Diese Personen sind eher jung, eher männlich und eher rechts. Bildung und Einkommen hatten keinen robusten Einfluss. Wie sich dabei zeigte, trifft die Charakterisierung von Walter Benjamin aus dem Jahr 1931 – „Dem destruktiven Charakter schwebt kein Bild vor. Er hat wenig Bedürfnisse, und das wäre sein geringstes: zu wissen, was an Stelle des Zerstörten tritt“ – allerdings nicht in allen Fällen zu. Es gibt eine ganze Reihe von Wunschbildern, die demokratische Faschisten verwirklichen möchten. Nahezu alle interviewten Personen würden sich selbst nicht als faschistisch bezeichnen, aber die Interviews waren oft bevölkert von faschistischen Fantasien der Zwangsdeportation, der rachsüchtigen Strafsucht, der Gewalt gegen soziale Minderheiten oder eines Führers, der durchgreift und für Ordnung sorgt. Im demokratischen Faschismus gibt es einen Wunsch nach dezidiert ausgestellter Härte. Neufaschistische Projekte streben eine Erneuerung von Männlichkeit an, aber der Faschismus ist längst nicht mehr ausschließlich eine Sache „starker Männer“, sondern auch starker Frauen. Zudem haben wir es heute mit anderen Rollenvorstellungen zu tun, nicht mehr mit der soldatischen Maskulinität der Zwischenkriegsjahre, die Ernst Jünger als Ausdruck der „Söhne von Kriegen und Bürgerkriegen“ beschrieb, die wieder entfalten wollten, „was noch an Natur, an Elementarem, an echter Wildheit, an Ursprache, an Fähigkeit zu wirklicher Zeugung mit Blut und Samen“ in den Zeitgenossen stecke.[26] In der Gegenwart agieren kränkungsanfällige, rachsüchtige Männer, die den Egalitätsschub in der Gesellschaft nicht verkraften. Der demokratische Faschismus bringt zwar starke Führungsfiguren hervor, aber diese sind aus einem anderen Holz geschnitzt. Mit Härte und Disziplin haben sich auch Frauen wie Georgia Meloni und Marine Le Pen an die Spitze faschistischer Bewegungen gesetzt.

Frivoles Unterlaufen von Wahrheitsansprüchen

Der erneuerte Faschismus zeichnet sich zudem häufig durch ein lustvolles, ja frivoles Unterlaufen von Wahrheitsansprüchen aus. Man eignet sich progressiv Ideale – Freiheit, Gleichheit, Demokratie etc. – an und entleert sie in einem Akt der semantischen Anverwandlung ihrer Bedeutung. Das Bedürfnis, Chaos zu stiften, erstreckt sich auch auf den Raum der Ideen. Man bezeichnet sich als demokratisch, um im Namen der Demokratie autoritäre Maßnahmen gegenüber politischen Gegnern zu rechtfertigen. Ideologische Kohärenz ist nebensächlich, solange man mit Bezügen auf die progressiven Register die Liberalen provozieren kann. Alternative Fakten und Verschwörungstheorien werden zum Zweck der „Realitätsdestruktion“ eingesetzt.[27]

So ist der demokratische Faschismus durch eine Bivalenz geprägt, durch doppelbödige und doppelsinnige Sprechakte und symbolische Handlungen. Was für die Öffentlichkeit unverfänglich klingt, hält für die eigene Klientel eine codierte Botschaft bereit. Schwarzer Humor macht einen antiliberalen Bodensatz sichtbar, dabei kann man aber stets behaupten, die drastische Aussage sei doch eigentlich nicht so gemeint gewesen. Neufaschistische Projekte lieben die subversive Performance, den Unernst und die Übertreibung. Trump stilisiert sich auf KI-Bildern mal als Papst, mal als muskelbepackter Jedi-Ritter mit Lichtschwert oder selbstironisch als gelbe Simpsons-Figur. Die Ikonografie ist unterhaltsam, sie unterläuft die Überhöhung zum Helden und Anführer. Doch genau in diesem zynischen Spiel liegt die Anziehungskraft der destruktiven Autoritären. 

Der Doppelsinn schafft eine generalisierte Atmosphäre der Bedrohung, um sich zu einem Opfer zu stilisieren, das sich – im Namen der Nation, der Freiheit und so weiter – wehren muss. Man kreiert einen Ausnahmezustand, um demokratische Regeln über Bord werfen zu können. Und in der Atmosphäre des Notstands wird die Grausamkeit gegenüber Migrant:innen zu einem Akt der Verteidigung der Freiheit. Zugleich kommt darin eine ideologische Flexibilität zum Ausdruck, die den Faschismus seit je kennzeichnet, handelt es sich doch um eine Ideologie der Tat und eine Praxis der dunklen Emotionalisierung. Der italienische Marxist Antonio Gramsci, der vom italienischen Diktator Benito Mussolini ins Gefängnis geworfen wurde und unmittelbar nach seiner Entlassung starb, verstand die emotionale Attraktivität des Faschismus sehr wohl, konnte sich aber kaum einen Reim auf seine ideologische Anziehungskraft machen: „Der Faschismus hat sich als Anti-Partei präsentiert; er hat seine Tore für alle Bewerber geöffnet; er hat mit seinem Versprechen der Straffreiheit einer formlosen Menge ermöglicht, die wilden Ergüsse von Leidenschaften, Hass und Wünschen mit einem Firnis vager und nebulöser politischer Ideale zu überziehen.“[28]

Der Magnetismus des »rechten Idealismus«

Dennoch wäre es fahrlässig, die im neufaschistischen Orbit zirkulierenden Ideen nicht ernst zu nehmen. Wer sie als verrückt, seltsam oder weltfremd abtut, unterschätzt ihren spirituellen Magnetismus. Oft appellieren destruk­tive Agitatoren an Werte wie Patriotismus, Größe und Opferbereitschaft, und viele überzeugte Aktivist:innen in ihren Reihen sind auf eine bestimmte Weise Idealisten: Die Nation ist für sie etwas Sakrales, das durch Vielfalt, demokratische Teilhabe und das lebensweltliche Laissez-faire des inklusiven Liberalismus verunreinigt wird. Den Kern des historischen wie des gegenwärtigen demokratischen Faschismus stellen tief überzeugte, geradezu gläubige Militante, dazu eine große Zahl von Menschen, die von ihm libidinös angezogen werden. Anders als in der Zwischenkriegszeit wollen die meisten nicht in einer identitären Gemeinschaft aufgehen und mit ihr verschmelzen, sondern einen national gefärbten libertären Besitzindividualismus praktizieren. Um die soziale und politische Energie des Rechtsextremismus zu verstehen, muss man die ideelle Performance des Faschismus – das, was die Leute sagen – ernst nehmen.[29]

Der britische Historiker Roger Griffin spricht deshalb von der Notwendigkeit „methodischer Empathie“. Methodische Empathie heißt, dass wir die Antriebskräfte verstehen und die Ratio im scheinbar Irrationalen offenlegen. Aber verstehen heißt nicht verzeihen. Im Gegenteil: Es geht uns darum, den Faschismus effektiver zu analysieren und dadurch auch besser bekämpfen zu können. Wie schrieb Adorno 1950: „Die Wissenschaft“ müsse „Waffen gegen die potenzielle Drohung der faschistischen Mentalität“ finden.[30] Das ist heute so richtig wie damals.

Der Beitrag basiert auf „Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus“, dem neuesten Buch von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, das jüngst im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

[1] Kevin Roberts, Dawn’s Early Light. Taking Back Washington to Save America, New York 2024, S. 12.

[2] Jonathan White, In the Long Run. The Future as a Political Idea, London 2024.

[3] Larry Diamond, Facing up to the democratic recession, in: „Journal of Democracy“, 2015, S. 141-155.

[4] Alex Russel, Can democracy survive 2024?, in: „Financial Times“, 4.1.2024.

[5] Benedict Anderson, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt a. M. 2005.

[6] Vgl. für ein internationales Beispiel Paul Mason, Faschismus. Und wie man ihn stoppt, Berlin 2022, Teil 1.

[7] Zit. nach Joshua Chaffin, Polarised US politics poisoned with extreme rhetoric and acts of violence, in: „Financial Times“, 16.7.2024.

[8] Auch der historische Faschismus vereinte unterschiedliche Gruppen, aber in der Gegenwart hat diese interne Heterogenität eine eigene Qualität erreicht.

[9] Michael Mann, Fascists, Cambridge 2012, S. 2. Nicht nur in dieser Formulierung dringt Manns Weberianismus durch, der nach Motiven, Werten und Zielen fragt, sozialpsychologische Aspekte, wie sie in der Kritischen Theorie aufgeführt werden, aber zurückweist.

[10] Mike Savage, Die Rückkehr der Ungleichheit. Sozialer Wandel und die Lasten der Vergangenheit, Hamburg 2023.

[11] Theodor Geiger, Panik im Mittelstand, in: „Die Arbeit. Zeitschrift für Gewerkschaftspolitik und Wirtschaftskunde“, 1930, S. 637-654, hier: S. 649.

[12] Lauren Fedor und Eva Xiao, Donald Trump has 11-point polling lead over Joe Biden on handling of economy, in: „Financial Times“, 11.2.2024.

[13] Edward Luttwak, Why fascism is the wave of the future, in: „London Review of Books“, 7.4.1994.

[14] Erich Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, München 2000 [1941], S. 178.

[15] Michelle Jackson und David B. Grusky, A post-liberal theory of stratification, in: „British Journal of Sociology“, 2018, S. 1096-1133, hier: S. 1097.

[16] Ferdinand Sutterlüty, Destruktivität des Rechtspopulismus, in: „Westend. Neue Zeitschrift für Sozialforschung“, 2021, S. 73-86, hier: S. 73.

[17] Marist Poll, 2024 Presidential Election, 3.4.2024.

[18] Filippo Tommaso Marinetti, Manifest des Futurismus, in: Hansgeorg Schmidt-Bergmann (Hg.), Futurismus: Geschichte, Ästhetik, Dokumente, Hamburg 1993 [1909], S. 78.

[19] Ebd., S. 78.

[20] Helmut Dubiel, Ungewißheit und Politik, Frankfurt a. M.2015, S. 119-150.

[21] Vgl. Frauke Rostalski, Die vulnerable Gesellschaft, München 2024.

[22] Vgl. hierzu z.B. die Leipziger Autoritarismus-Studie von 2018: Oliver Decker und Elmar Brähler (Hg.), Flucht ins Autoritäre. Rechtsextreme Dynamiken in der Mitte der Gesellschaft, Gießen 2018.

[23] Vgl. Theodor W. Adorno, Die Freudsche Theorie und die Struktur der faschistischen Propaganda, in: „Psyche“ 1970, S. 486-509, hier: S. 505.

[24] Peter Gordon, einer der wichtigsten zeitgenössischen Adorno-Interpreten, spitzt dies dahingehend zu, dass es sich bei der autoritären Persönlichkeit nicht um eine Persönlichkeit im engen, wörtlichen Sinne handele, sondern um ein generelles Moment der sozialen Ordnung; vgl. hierzu Peter E. Gordon, The Authoritarian Personality revisited. Reading Adorno in the age of Trump, in: Wendy Brown u.a. (Hg.), Authoritarianism. Three Inquiries in Critical Theory, Chicago 2018, S. 45-84, hier: S. 49.

[25] Theodor W. Adorno, Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt a. M. 1995 [1950], S. 315.

[26] Ernst Jünger, „Nationalismus“ und Nationalismus (1929), in: ders., Politische Publizistik, Stuttgart 2001 [1919-1933], S. 501-509, hier: S. 507.

[27] Nils C. Kumkar, Alternative Fakten. Zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung, Berlin 2022, S. 218.

[28] Antonio Gramsci, Selections from Political Writings 1921-1926, London 1978, S. 38 f.

[29] Man muss aber nicht so weit gehen wie Zeev Sternhell (Neither Right Nor Left: Fascist Ideology in France, Berkeley 1987 [1983]), der im Faschismus eine ähnliche Kohärenz wie in anderen politischen Theorien erkennen will.

[30] Theodor W. Adorno, Studien zum autoritären Charakter, a.a.O., S. 308.

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Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.