Ausgabe März 2001

Gewalt, Profit und Propaganda

Konturen des rechtsextremen Musik-Netzwerks

Skinheads - rechte Jugend-Subkultur - rechtsextreme Musik: einige Bezeichnungen für ein Phänomen, das derzeit Sicherheitsbehörden, Pädagogen und Sozialwissenschaftler gleichermaßen beschäftigt. Noch scheint unklar, worum es sich hierbei genau handelt. Manche Beobachter sehen die Musik der Neonazis bereits als bestimmenden Trend der Populärkultur: "Nazis sind Pop", titelt beispielsweise das Berliner Stadtmagazin "Zitty". Als Beleg für diese These werden erfolgreiche Interpreten wie Joachim Witt mit seinem Lied "Wann kommt die Flut" und Bands wie Rammstein oder die Böhsen Onkelz angeführt. Aus dieser Perspektive scheint der Mainstream der Jugend-Musikkultur immer stärker von rechtsextremen Inhalten dominiert. 1) Andere Autoren entdecken eine rechtsextreme Subkultur, die sie mit Attributen früherer Jugendszenen versehen. Hier drücke sich, ähnlich wie in der Vergangenheit bei Halbstarken, Rockern oder Punks, jugendlicher Protest und das Streben nach Autonomie und Selbstverortung in der Welt der Erwachsenen aus. Die Dynamik dieser Subkultur - bei der zunächst an die Skinheads gedacht wird müßte folglich mit ähnlichen Methoden und Ansätzen analysiert und erklärt werden wie andere Jugend-Subkulturen auch. Einer näheren Betrachtung halten diese Interpretationen nicht Stand.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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Echte Männer sind rechts“ – das auf Social Media viral gegangene Video des AfD-Politikers Maximilian Krah ist mehr als nur ein lapidares Bekenntnis zu traditionellen Familien- und Geschlechterrollen. Es ist vielmehr der strategische Versuch, junge Menschen niedrigschwellig an AfD-Positionen heranzuführen. Im provokanten Politainmentstil bespielt die Partei auf den digitalen Plattformen unpolitisch anmutende Themen rund um die Probleme und persönlichen Unsicherheiten junger Männer.