Ausgabe März 2001

Gewalt, Profit und Propaganda

Konturen des rechtsextremen Musik-Netzwerks

Skinheads - rechte Jugend-Subkultur - rechtsextreme Musik: einige Bezeichnungen für ein Phänomen, das derzeit Sicherheitsbehörden, Pädagogen und Sozialwissenschaftler gleichermaßen beschäftigt. Noch scheint unklar, worum es sich hierbei genau handelt. Manche Beobachter sehen die Musik der Neonazis bereits als bestimmenden Trend der Populärkultur: "Nazis sind Pop", titelt beispielsweise das Berliner Stadtmagazin "Zitty". Als Beleg für diese These werden erfolgreiche Interpreten wie Joachim Witt mit seinem Lied "Wann kommt die Flut" und Bands wie Rammstein oder die Böhsen Onkelz angeführt. Aus dieser Perspektive scheint der Mainstream der Jugend-Musikkultur immer stärker von rechtsextremen Inhalten dominiert. 1) Andere Autoren entdecken eine rechtsextreme Subkultur, die sie mit Attributen früherer Jugendszenen versehen. Hier drücke sich, ähnlich wie in der Vergangenheit bei Halbstarken, Rockern oder Punks, jugendlicher Protest und das Streben nach Autonomie und Selbstverortung in der Welt der Erwachsenen aus. Die Dynamik dieser Subkultur - bei der zunächst an die Skinheads gedacht wird müßte folglich mit ähnlichen Methoden und Ansätzen analysiert und erklärt werden wie andere Jugend-Subkulturen auch. Einer näheren Betrachtung halten diese Interpretationen nicht Stand.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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