Alle Hoffnungen auf einen zumindest kalten Frieden im Israel/Palästina-Konflikt sind zerstoben, alle, die sich nach Oslo und während des letzten Camp David Treffens noch einer moderaten Zuversicht überließen, scheinen widerlegt. Die Lage in Israel/Palästina ist seit Ausbruch der zweiten Intifada vor einem Jahr hoffnungsloser denn je. Angesichts dieser Situation erweist sich die enggeführte Frage, welche Seite für den unmittelbaren Ausbruch dieser Intifada letztlich die Verantwortung trägt, als unerheblich. Während die palästinensische Seite den Aufstand offensichtlich seit längerem vorbereitet hatte, nahm die israelische Seite mit dem vom damaligen Premier Barak zugelassenen Besuch Scharons auf dem Tempelberg das Risiko gewaltsamer Auseinandersetzungen wissentlich in Kauf. Zu fragen ist also nicht, warum der Aufstand ausbrach, sondern warum die palästinensische Seite ihn vorbereitet und die israelische Seite ihn riskiert hat. Offenbar war die palästinensische Seite aufgrund der auch von Barak nicht eingestellten, sondern fortgesetzten Siedlungstätigkeit zu dem Schluss gekommen, Konzessionen in der Jerusalemfrage sei nicht zu trauen, während die israelische Seite nicht nur mit dem innenpolitischen Problem einer Rückführung der Siedler zu kämpfen hatte.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.