Nur für ein paar Tage stand das "Pflichtpfand auf Einweg-Getränkeverpackungen" im Zentrum des Medieninteresses. Zurück blieb nicht viel mehr als der Eindruck, Bundesumweltminister Trittin habe sich selbst bei SPD-regierten Ländern mit seinem Vorschlag nicht durchsetzen können. Ungewöhnlich allerdings, daß sich selbst die Industrieverbände nicht einig waren. Worum geht es? Im Jahre 1991 wurde - maßgeblich vorbereitet vom damaligen Bundesumweltminister Töpfer (CDU) - die derzeit geltende Verpackungsverordnung erarbeitet. Anlaß gab die rückläufige Entwicklung des Mehrweganteils, der 1980 noch bei 76% lag und bis 1989 auf rund 72% gefallen war. 1) Dieses Niveau sollte durch eine Pfandpflicht gesichert werden. Nach Jahren der Stabilität unterschritt der Mehrweganteil diese Quote 1997 erstmals. 1998 erreichte sie nur noch 70,1%, vorläufige Schätzungen für 1999 gehen von einem weiteren Absinken auf 68,5% aus; für das Jahr 2000 könnte der Wert eher bei 66% liegen. 2) Die Menge der in Mehrwegverpackungen abgefüllten Getränke betrug 1991 etwa 19,9 Mrd. Liter; bis 1995 stieg sie auf rund 22,5 Mrd. Liter an und schwankt seitdem um diesen Wert.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.