Ausgabe August 2002

Marshallplan für Nahost

Sechs Empfehlungen für europäische und amerikanische Politik

Europäische Entscheidungsträger haben die Grundsatzrede, die USPräsident George W. Bush am 24. Juni 2002 zum Nahen Osten hielt (vgl. Dokumente zum Zeitgeschehen, S. 1018 ff. - D. Red.), mit diplomatischer Fassung, gleichzeitig aber mit Enttäuschung aufgenommen. Tatsächlich scheint die Rede die israelische Regierung ermutigt zu haben, nahezu die gesamte palästinensische Westbank wieder zu besetzen. Auch die Idee einer internationalen Nahostkonferenz tauchte in der Bush-Rede nicht mehr auf. Die dänische EU-Präsidentschaft hat nun angekündigt, auf der kommenden Ratstagung Ideen für die Fortsetzung europäischer und internationaler Bemühungen um den Frieden im Nahen Osten zu entwickeln - eine europäische Antwort auf die Bush-Rede sozusagen.

Dabei wird man zweifellos dem "Quartett", der von den USA, der Europäischen Union, den Vereinten Nationen und Russland im April 2002 gebildeten Koordinationsgruppe für den Nahen Osten, eine zentrale Rolle zuweisen. Auch das Quartett kam in der Rede des amerikanischen Präsidenten nicht vor; es existiert aber und trifft sich auf Beamten- und Ministerebene. Die Europäer werden ein Interesse daran haben, dieses Format aufrecht zu erhalten, gerade weil ihnen an einem kontinuierlichen Engagement der USA für die Wiederbelebung eines nahöstlichen Friedensprozesses liegt.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza: Hält der erzwungene Frieden?

von Ignaz Szlacheta

Erst als am 13. Oktober morgens die 20 noch lebenden Geiseln freigelassen worden waren und kurz darauf auch knapp 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikamen, wich die Anspannung. Vorher beschrieb der katarische Nachrichtensender Al-Araby die Stimmung im Gazastreifen als einen „Zustand des Wartens und der Wachsamkeit, begleitet von großer Zuversicht“.