Ausgabe Januar 2002

Castor-Proteste im Abseits

Um den zweiten Castortransport nach Gorleben in diesem Jahr durchzusetzen, wurden 15 000 Polizisten zwischen dem 10. und 14. November im Wendland eingesetzt. Die Bilanz dieses Großeinsatzes: Es kamen weniger Demonstranten zur Auftaktkundgebung nach Lüneburg als im Frühjahr, die Veranstalter rechneten mit 10 000 statt mit 14 000 Menschen wie im Frühjahr, letztlich zählte man gut 8 000 bei Demonstration und Kundgebung. Ins Wendland verirrten sich anschließend nur wenige Auswärtige, statt der prognostizierten 6 000 Castorgegner/ innen widersetzten sich auf den letzten Streckenkilometern des Transports 3 000 bis 4 000 Menschen dem Atommülltourismus.

Verweilen wir kurz bei den nackten Zahlen: Im Frühjahr schlug die Transportsicherung mit 56,5 Mio. DM zu Buche.1 Der niedersächsische Innenminister Heiner Bartling schätzt die Kosten für den Herbstdurchgang auf etwa 40 Mio. DM.2 Dass sich deutlich weniger Menschen beim 5. Castortransport in der 25jährigen Gorleben-Geschichte querstellten3, veranlaßte zu geringschätzigen Kommentaren: „Ebbt die Protestwelle ab?“, titelte die „Lüneburger Zeitung“4, Gorleben sei schlicht ein „Relikt der Vergangenheit“, so der Berliner „Tagesspiegel“.5Was war anders? Seit dem 11.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema