In den letzten Monaten wurden die Wachstumsschätzungen und -prognosen sowohl für Deutschland als auch für den Rest der Welt nahezu im Wochenrhythmus zurückgenommen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung (SVR) erwartete im November 2000 für das Jahr 2001 noch eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 2,8%, die Bundesregierung hoffte im Januar 2001 auf 2,75%. Ein Jahr später, im November 2001, wird das Wachstum gerade noch auf 0,6% geschätzt (SVR); im zweiten Halbjahr ist die Erzeugung von Gütern und Leistungen gegenüber dem ersten Halbjahr gesunken. Damit befindet sich Deutschland so die verbreitete Definition - seit Mitte 2001 in einer Rezession. Das hat allerdings mit dem 11. September wenig zu tun.
Rezessive Tendenzen zeichneten sich bereits im Frühjahr ab. Der Konjunkturabschwung kann im übrigen nicht überraschen, wenn man sich die Nachkriegsgeschichte vor Augen hält: Seit der ersten leichten Rezession 1958 ist es in der Bundesrepublik (und nicht nur dort) in regelmäßigen Abständen zu konjunkturellen Krisen gekommen: Die Konjunkturzyklen (gerechnet vom Hauptkrisenjahr bis zum Beginn der nächsten Krise) dauerten meist um acht Jahre: 1958/66, 1967/74, 1975/81, 1982/92, 1993/01. Länge und Verlauf hängen von vielen Faktoren ab (z.B.