Wer in der Breslauer Altstadt auf dem Markt spaziert, wundert sich zunächst über das Denkmal des polnischen Dramatikers Aleksander Fredro, das vor dem historischen Rathaus steht. Der Romantiker hatte mit der Stadt an der Oder nie etwas zu tun. Um so mehr dafür mit der heute ukrainischen Stadt Lwów (Lemberg), in deren Nähe er geboren wurde und wo er im 19. Jahrhundert wirkte. Ohne Hitler und Stalin hätte es Fredro wohl kaum nach Breslau geschafft. Flüchtlinge aus den polnischen Ostgebieten setzten ihm, dem Dichter aus ihrer Heimat, nach dem Zweiten Weltkrieg ein Denkmal. Aus Lwów kamen besonders viele. Sie kamen als Vertriebene und fanden ihr Zuhause in Wohnungen und Häusern, in denen eben noch Deutsche wohnten. Innerhalb weniger Jahre ist die Bevölkerung Breslaus fast vollständig ausgetauscht worden.
Einige Tage bevor der Bundestag im Mai diesen Jahres die Initiative des Bundes der Vertrieben debattierte, in Berlin ein Zentrum gegen Vertreibung aufzubauen, machte die größte polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" mit einem offenen Brief zweier polnischer Publizisten an den deutschen Bundeskanzler und den polnischen Premierminister auf. Nicht Berlin, sondern Breslau solle das angedachte Zentrum beheimaten, lautete die Headline.