Über Sebastian Haffners publizistisches Wirken
Einem größeren Publikum wurde Sebastian Haffner seit den späten 50er Jahren bekannt als gern gesehener Gast in Werner Höfers sonntäglicher Sendung "Der Internationale Frühschoppen" mit "sechs Journalisten aus fünf Ländern". Er wurde dort als Deutschlandkorrespondent der britischen Zeitung "Observer" vorgestellt. Was es mit diesem Engländer, der ein akzentfreies Deutsch sprach, auf sich hatte, das wussten die wenigsten, und auch in den Jahrzehnten danach, als Haffner sich vom Briten wieder zum Deutschen zurückverwandelt hatte und als Kolumnist der "Welt", später des "Stern" - und schließlich vor allem als Autor viel gelesener historisch-politischer Sachbücher (darunter vor allem der "Anmerkungen zu Hitler", 1978) - berühmt wurde: In all diesen Jahren blieb die Zeit seiner Emigration wie unter einem Schleier verborgen. Erst 1996 erschien in deutscher Rückübersetzung sein Buch "Germany: Jekyll and Hyde" aus dem Jahre 1940 - übrigens in einem Berliner Einmannverlag. 1)
Die großen Verlage interessierten sich in den 90er Jahren nicht mehr für das Werk Haffners. Seine Zeit schien längst vorbei zu sein, und nach seinem Tode Anfang 1999 wurde es vollends still um ihn.