Ausgabe Juli 2002

Nazi-Deutschland von innen und außen gesehen

Über Sebastian Haffners publizistisches Wirken

Einem größeren Publikum wurde Sebastian Haffner seit den späten 50er Jahren bekannt als gern gesehener Gast in Werner Höfers sonntäglicher Sendung "Der Internationale Frühschoppen" mit "sechs Journalisten aus fünf Ländern". Er wurde dort als Deutschlandkorrespondent der britischen Zeitung "Observer" vorgestellt. Was es mit diesem Engländer, der ein akzentfreies Deutsch sprach, auf sich hatte, das wussten die wenigsten, und auch in den Jahrzehnten danach, als Haffner sich vom Briten wieder zum Deutschen zurückverwandelt hatte und als Kolumnist der "Welt", später des "Stern" - und schließlich vor allem als Autor viel gelesener historisch-politischer Sachbücher (darunter vor allem der "Anmerkungen zu Hitler", 1978) - berühmt wurde: In all diesen Jahren blieb die Zeit seiner Emigration wie unter einem Schleier verborgen. Erst 1996 erschien in deutscher Rückübersetzung sein Buch "Germany: Jekyll and Hyde" aus dem Jahre 1940 - übrigens in einem Berliner Einmannverlag. 1)

Die großen Verlage interessierten sich in den 90er Jahren nicht mehr für das Werk Haffners. Seine Zeit schien längst vorbei zu sein, und nach seinem Tode Anfang 1999 wurde es vollends still um ihn.

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.