Das Jahr Scharons war für Israel das gewalttätigste seit zwei Jahrzehnten und das sinnloseste seiner ganzen Geschichte. Der moralische Rückstoß der Politik dieses Premierministers hat das Gefüge der innerisraelischen Solidarität bersten lassen. Bis Anfang Februar hielten manche dies noch für ein vorübergehendes Phänomen, aber mittlerweile ist Scharons Rückhalt in der Öffentlichkeit unter die Fünfzigprozentmarke gefallen. Sein erstes Amtsjahr brachte weder Frieden noch die versprochene Wiederkehr der Sicherheit. Reservisten der Armee, die meisten aus Elitekampftruppen, haben angekündigt, sie würden den Besatzungsdienst in den seit 1967 okkupierten Palästinensergebieten nicht wieder aufnehmen. Diesen Dienst charakterisieren sie als "Beherrschung, Vertreibung, Aushungerung und Erniedrigung eines ganzen Volkes".
Eine Kommission der nationalen Anwältevereinigung Israels hat die Regierungspraxis der "Eliminierung" führender Palästinenser, die man der Verwicklung in Terrorakte verdächtigt, scharf verurteilt. Sie spricht von illegaler Verhängung der Todesstrafe ohne Gerichtsverfahren. Die Kommission warnte die beteiligten Beamten und Soldaten, sie riskierten es, außerhalb Israels als Kriegsverbrecher verfolgt zu werden.