Ausgabe November 2002

Ein Projekt ist das nicht. Rot-Grün zum Zweiten

Blätter Gespräch mit Bettina Gaus

Mit dem knappen Wahlsieg bei der Bundestagswahl erhält Rot-Grün eine zweite Chance. Ob dies die Fortsetzung eines rot-grünen Projekts bedeutet, darüber sprachen wir zwei Wochen nach der Wahl mit Bettina Gaus. Die politische Korrespondentin der „tageszeitung“ (taz) ist eine profilierte Beobachterin des politischen Geschehens in der Bundeshauptstadt. Von 1996 bis 1999 war sie die Leiterin des Parlamentsbüros der taz, zuvor berichtete sie sechs Jahre als Korrespondentin aus Ost- und Zentralafrika. In ihrem Buch „Die scheinheilige Republik“ (München 22002) plädiert sie für eine Erneuerung der demokratischen Streitkultur und gegen die Verabsolutierung des Konsenses. –D. Red.

„Blätter“: Nach vier Jahren wirkte die rot-grüne Koalition verbraucht und inhaltlich ausgebrannt. Die professionellen Beobachter von FAZ bis taz prophezeiten noch bis in den späten August das Ende der Koalition. Plötzlich gelten die Grünen als die strahlenden Gewinner ...

Bettina Gaus: Die Grünen haben auch zu meiner eigenen Überraschung substantiell zugelegt. Ich habe vor der Wahl nicht gesehen, in welchen neuen Segmenten – außer vielleicht bei jungen Frauen – sie Stimmen gewinnen könnten, um den drohenden Verlust von enttäuschten früheren Grünen-Wählern auszugleichen.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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