Ausgabe November 2002

Schwächen der Machtfixierung

Robert Kagans Aufsatz hat in den politisch interessierten Kreisen der USA beachtliche Aufmerksamkeit gefunden. Im Zusammenhang mit dem vom Institute of American Values (IAV) in New York initiierten und von 60 amerikanischen Intellektuellen unterzeichneten Manifest "What we're fighting for?" 1 und einer kritischen Entgegnung deutscherseits, hatte ich die Gelegenheit, längere Gespräche im IAV zu führen. Am Ende einer anregenden und konstruktiven Diskussion wurde Kagans Artikel zur Lektüre empfohlen.

Dieser Text faszinierte mich einerseits wegen seiner einfachen, klaren und unverblümten Sprache, irritierte und bedrückte mich jedoch andererseits, was die Argumentation und die Schlussfolgerungen betraf. Jedoch stand kaum zu erwarten, dass ein Physiker, wie ich, und ein Politologe, wie Kagan, hier ähnliche Meinungen haben würden. Jedenfalls scheint mir Kagans Artikel als Ausgangspunkt für eine tiefer und weiter gehende Diskussion hervorragend geeignet. Der Titel des Artikels signalisiert schon seine eigentliche Schwäche: "Power and Weakness". Macht und Schwäche, wobei Macht pointiert im physischen, sogar spezifisch militärischen und militärtechnischen Sinne, hier als relevante Orientierungsgröße und Maßstab für ein verändertes transatlantisches Verhältnis erscheint.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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