Ausgabe November 2002

Schwächen der Machtfixierung

Robert Kagans Aufsatz hat in den politisch interessierten Kreisen der USA beachtliche Aufmerksamkeit gefunden. Im Zusammenhang mit dem vom Institute of American Values (IAV) in New York initiierten und von 60 amerikanischen Intellektuellen unterzeichneten Manifest "What we're fighting for?" 1 und einer kritischen Entgegnung deutscherseits, hatte ich die Gelegenheit, längere Gespräche im IAV zu führen. Am Ende einer anregenden und konstruktiven Diskussion wurde Kagans Artikel zur Lektüre empfohlen.

Dieser Text faszinierte mich einerseits wegen seiner einfachen, klaren und unverblümten Sprache, irritierte und bedrückte mich jedoch andererseits, was die Argumentation und die Schlussfolgerungen betraf. Jedoch stand kaum zu erwarten, dass ein Physiker, wie ich, und ein Politologe, wie Kagan, hier ähnliche Meinungen haben würden. Jedenfalls scheint mir Kagans Artikel als Ausgangspunkt für eine tiefer und weiter gehende Diskussion hervorragend geeignet. Der Titel des Artikels signalisiert schon seine eigentliche Schwäche: "Power and Weakness". Macht und Schwäche, wobei Macht pointiert im physischen, sogar spezifisch militärischen und militärtechnischen Sinne, hier als relevante Orientierungsgröße und Maßstab für ein verändertes transatlantisches Verhältnis erscheint.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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