Ausgabe Oktober 2002

Wassermänner

"Die Wasser", schreibt Mitte des 18. Jahrhunderts der einflussreiche Staatswissenschaftler Joachim Georg Darjes 1), "sind schöne, wenn sie reichlich mit Fischen besetzet, und ihre Ufer nicht nur wohl, sondern auch also verwahret worden, daß dieß eine angenehme Empfindung macht." Zu sorgen habe dafür der Regent: durch eine gute Fischordnung und sachgemäße Uferbefestigungen sowie deren Verschönerung mit "Hecken oder mit Bäumen". Das friedliche Idyll stören schon bei Darjes hin und wieder hässliche Überschwemmungen, von denen es heißt: "Vielmals sind dieß göttliche Strafen. Vielmals gründen sie in unserer Nachläßigkeit".

Einmal interveniert also Gott, der den "Wassermann" spielt und Fluten schickt, um seine sündigen Schäflein daran zu erinnern, dass er nicht mit sich spaßen lässt. Dagegen ist kein Kraut gewachsen (anders als beim Blitz, den die Menschen gelernt haben abzuleiten). Doch auf die höhere Gewalt können sich Fürsten zum andern nur dann herausreden, wenn sie ihre eigene gut genutzt und gegen vermeidbare Katastrophen alles Menschenmögliche unternommen haben. Mittlerweile hat sich dies katastrophale Szenario gründlich geändert.

Gott ist von der Bildfläche verschwunden; ihn ersetzt das "Klima".

Sie haben etwa 15% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 85% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Parteien

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.