Ausgabe Oktober 2002

Wenn George W. Bush UNO spielt

Saddam Hussein ist ein außerordentlich brutaler Diktator, der im Krieg gegen den Iran und gegen Kurden Giftgas eingesetzt hat, der vor gut zehn Jahren völkerrechtswidrig in Kuwait einmarschierte, der zu Hause foltert und die ganze Nation bespitzelt, und der zudem noch UN-Abrüstungsresolutionen missachtet. Das wissen wir nicht erst seit George W. Bushs UN-Ansprache am 12. September. Laut Bush ist Saddam der Welt führender Bösewicht. Osama Bin Laden, leicht abgeschlagen und möglicherweise schon tot nach der teuersten Fahndungsaktion der Weltgeschichte, muss mit dem zweiten Platz zufrieden sein.

Jetzt hat Bush die Vereinten Nationen zum Krieg gegen den Irak gebeten; sollte niemand rechtzeitig mitmachen wollen, greifen die USA alleine durch, und die UNO hätte einmal mehr ihre Wertlosigkeit bewiesen, sagte der Präsident. Saddam müsse UNO-Waffeninspekteure ins Land lassen. Umgehend. Bushs Leute versichern gleichzeitig, dass Inspektionen nichts taugten gegen Saddams Massenvernichtungswaffen. Da kann man lange grübeln. Warum nur, warum, mobilisiert George W. Bush jetzt so engagiert für einen Krieg gegen den Irak? Im befreundeten Ausland herrscht doch größte Skepsis. Bush selber hat ja häufig klar gemacht, dass es ihm nicht nur um die UN-Resolutionen zu Massenvernichtungswaffen im Irak geht: Er will Staatschef Saddam Hussein "auswechseln".

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