Ausgabe September 2002

Ist die Anwendung von Gewalt jemals moralisch gerechtfertigt?

Amerikaner antworten deutschen Kollegen (Wortlaut)

Unter der Überschrift "Die Gerechtigkeit und der Krieg" dokumentierten die "Blätter" in ihrer Juniausgabe "Eine Art euro-atlantischen Briefwechsel". Einem Manifest ("What we're fighting for Wofür wir kämpfen"), in dem 60 amerikanische Intellektuelle unter Berufung auf "die Idee des Gerechten Krieges" die Beantwortung der Al Qaida-Anschläge vom 11. September 2001 mit einem weltweiten "Krieg gegen den Terror" rechtfertigen, hielten 103 Wissenschaftler und Autoren aus der Bundesrepublik in einer Antwort entgegen: "Eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens sieht anders aus". Nun haben die 60 Amerikaner sich am 8. August an die "Kollegen in Deutschland" gewandt, um "den Dialog fortzusetzen". Was auf den ersten Blick Hoffnungen auf eine Überwindung der tiefen amerikanisch-europäischen Entfremdung seit 9/11 wecken könnte, erweist sich bei genauerer Lektüre als eher unerquickliche Variation auf den sprichwörtlichen Dialog zwischen Taubstummen.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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