Ausgabe Dezember 2003

Schwierigkeiten bei der Wahrheitsfindung

Der Irakkrieg im Lichte der Hutton-Anhörungen

Am 29. Mai 2003, gegen sechs Uhr früh, brachte die BBC in ihrem populären "Radio 4" einen Bericht des Reporters Andrew Gilligan. Dieser behauptete, er wisse aus sicherer Quelle, dass Alastair Campbell, der Kommunikationsdirektor und enge Vertraute des Premierministers Tony Blair, das von der Regierung im letzten September veröffentlichte Irakdossier des Joint Intelligence Committee "sexed up", also verschärft hätte, um der Regierung die Rechtfertigung für den Irakkrieg zu liefern. Wie sich dann später, im Juli, herausstellte, handelte es sich bei der Quelle um den Waffenexperten des britischen Verteidigungsministeriums und Irakspezialisten Dr. David Kelly. Aber es wird vermutlich nie geklärt werden können, was Kelly dem BBC-Reporter tatsächlich gesagt hat, denn Kelly ist tot. Man fand ihn am 18. Juli unweit seines Hauses in Oxfordshire am Waldrand mit aufgeschnittenen Pulsadern auf. Ob Gilligan die Wahrheit gesagt hat, ist nicht zu beweisen, denn Zeugen seines Gesprächs mit Kelly in einem Londoner Hotel gibt es nicht.

Tony Blair, über Kellys Tod erschrocken, beauftragte spontan Lord Hutton mit der Leitung einer unabhängigen Untersuchung. Dabei aber mussten auch die Hintergründe der britischen Beteiligung am Irakkrieg ausgeleuchtet werden.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza: Hält der erzwungene Frieden?

von Ignaz Szlacheta

Erst als am 13. Oktober morgens die 20 noch lebenden Geiseln freigelassen worden waren und kurz darauf auch knapp 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikamen, wich die Anspannung. Vorher beschrieb der katarische Nachrichtensender Al-Araby die Stimmung im Gazastreifen als einen „Zustand des Wartens und der Wachsamkeit, begleitet von großer Zuversicht“.