Ausgabe Juni 2003

Mächtige Banken

Die staatliche Finanzaufsicht ruft nach staatlicher Hilfe für die Banken. Die Lage sei "sehr, sehr bedenklich", sorgt sich der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), Jochen Sanio: Das "deutsche Bankensystem hat die Grenze seiner Risikofähigkeit erreicht". Die weitere Vergabe von Krediten an Mittelstand und Existenzgründer sei kaum machbar und daher der Staat gefordert, das wenig profitable Kleingeschäft (noch stärker) zu sponsern.1

Geht es den Banken wirklich so schlecht? Für Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller keine Frage, er bringt die so genannte Krise auf den Punkt: "Zu hohe Kosten, zu niedrige Erträge."2 Kurz vor dem Start der Hauptversammlungssaison häuften sich die schlechten Nachrichten vor allem aus den Großbanken. So musste die Deutsche Bank in einer Ad-hoc-Meldung den dritten Quartalsverlust in Folge verkünden, noch schlechter schnitten im vergangenen Jahr Hypo-Vereinsbank und Commerzbank ab. Angeschlagen zeigt sich auch die Dresdner Bank, die mit ihren Milliardenverlusten die Konzernmutter Allianz in arge Bedrängnis bringt. Dabei erscheinen die nackten Zahlen, die den Aktionären auf den Hauptversammlungen präsentiert wurden, noch freundlicher, als sie tatsächlich sind, denn hinter den alles in allem moderaten Verlusten steht oft der Verkauf von Tafelsilber, von Industriebeteiligungen und dicken Aktienpaketen.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.