Das Zauberwort Privatisierung ist schon lange im Umlauf. Es geriet zur Alltagsformel und wird inzwischen auch lustlos hergebetet wie andere Gebete, die man zwar nicht glaubt, aber trotzdem befolgt. Nur mithilfe der Privatisierung könnten die leeren öffentlichen Kassen wieder gefüllt werden, heißt es. Und wenn Privatunternehmen die Müllabfuhr, den Bau von Rathäusern und die Reinigung von Klassenzimmern übernehmen, dann soll dies ohnehin viel besser sein: unbürokratischer, anpassungsfähiger und zudem billiger als beim Staat. Denn der Staat, das gehört zu diesem weltlichen Vaterunser, ist ein gefräßiger Moloch, der dem Bürger die letzten Euro aus der Tasche zieht und jegliche Privatinitiative abtötet.
Nun erwiesen sich unsere so genannten verantwortlichen Politiker als sehr gelehrig. Sie taten brav, wie ihnen geheißen und privatisierten. Noch nicht genug natürlich, aber doch schon ziemlich viel. Mehr jedenfalls als die meisten Bürger gemerkt haben. In den Schulen und Universitäten schieben längst private Putzkolonnen die Kehrmaschinen durch Gänge und Foyers. Neue Rathäuser, Kongresszentren und Kindergärten wurden von privaten Investoren gebaut und dann von den Städten angemietet. Privatfirmen betreiben Müllverbrennungsanlagen und Buslinien.
Freilich sind die öffentlichen Kassen immer noch nicht gefüllt, wie versprochen.