Ausgabe November 2003

24

Die Rezensentin der "Frankfurter Rundschau" ist begeistert von der "spannendsten Krimiserie, die je produziert worden ist", und fügt, als befürchte sie, nicht ernst genommen zu werden, hinzu: "doch, doch, das ist so, bestimmt". Wochenlang hat sie ihren Tages- und Wochenablauf an die Sendezeiten angepasst, und deswegen mag sie nicht über die (ideologie)- kritischen Punkte schreiben, die sie trotzdem so ausführlich aufzählt, dass sie fast die Hälfte des Texts ausmachen (27.9.).

Die Serie, von der hier die Rede ist, wurde in RTL2 gesendet und als revolutionäre Neuerung verkauft. Alles spielt sich an einem einzigen Tag ab, und von diesem Tag erzählt jede Folge eine Stunde "in Echtzeit", also hat die Serie 24 Folgen und heißt deshalb auch so. Da es eine US-amerikanische Produktion ist, musste ein Teil des Zeitablaufs für die Werbung vorgesehen werden. So sind die einzelnen Folgen nur etwa 45 Minuten lang. Dem Rezipienten dürften weder die Rigorosität des Konzepts noch die Zwänge, derentwegen es durchbrochen wurde, besonders aufgefallen sein. Die gelegentlich eingeblendete Digitaluhr ist letztlich nur ein einfacher Kunstgriff zur Spannungserzeugung, mäßig interessant allenfalls für formale Analysen fernsehgerechter narrativer Strategien.

Sie haben etwa 25% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 75% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza: Hält der erzwungene Frieden?

von Ignaz Szlacheta

Erst als am 13. Oktober morgens die 20 noch lebenden Geiseln freigelassen worden waren und kurz darauf auch knapp 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikamen, wich die Anspannung. Vorher beschrieb der katarische Nachrichtensender Al-Araby die Stimmung im Gazastreifen als einen „Zustand des Wartens und der Wachsamkeit, begleitet von großer Zuversicht“.

Die dunklen Seiten der USA

von Frank Biess

Die autoritäre Wende in den USA unter der Trump-Regierung hat bei vielen Beobachtern in der Bundesrepublik eine große Ratlosigkeit ausgelöst. Schon angesichts der ersten Trump-Regentschaft fragte der Historiker Heinrich August Winkler besorgt, ob „der Westen“ nun zerbreche.