Ausgabe November 2003

24

Die Rezensentin der "Frankfurter Rundschau" ist begeistert von der "spannendsten Krimiserie, die je produziert worden ist", und fügt, als befürchte sie, nicht ernst genommen zu werden, hinzu: "doch, doch, das ist so, bestimmt". Wochenlang hat sie ihren Tages- und Wochenablauf an die Sendezeiten angepasst, und deswegen mag sie nicht über die (ideologie)- kritischen Punkte schreiben, die sie trotzdem so ausführlich aufzählt, dass sie fast die Hälfte des Texts ausmachen (27.9.).

Die Serie, von der hier die Rede ist, wurde in RTL2 gesendet und als revolutionäre Neuerung verkauft. Alles spielt sich an einem einzigen Tag ab, und von diesem Tag erzählt jede Folge eine Stunde "in Echtzeit", also hat die Serie 24 Folgen und heißt deshalb auch so. Da es eine US-amerikanische Produktion ist, musste ein Teil des Zeitablaufs für die Werbung vorgesehen werden. So sind die einzelnen Folgen nur etwa 45 Minuten lang. Dem Rezipienten dürften weder die Rigorosität des Konzepts noch die Zwänge, derentwegen es durchbrochen wurde, besonders aufgefallen sein. Die gelegentlich eingeblendete Digitaluhr ist letztlich nur ein einfacher Kunstgriff zur Spannungserzeugung, mäßig interessant allenfalls für formale Analysen fernsehgerechter narrativer Strategien.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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