Ausgabe April 2005

Der Maritime Komplex

Fröhlich genoss Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen Auftritt auf dem Gipfeltreffen des deutschen Maritimen Komplexes in Bremen. Der vermeintliche Autokanzler hatte auch allen Grund, die Seefahrt ins Herz zu schließen, denn Handelsflotte, Nord- und Ostseehäfen, die speziell in Süddeutschland starke Zulieferindustrie und sogar die Werften dürfen sich heute als Sieger der so genannten Globalisierung feiern lassen – und das, obwohl sie direkter als viele Wirtschaftszweige die weltweite Internationalisierung spüren. Entscheidend dazu beigetragen hat die enge Verknüpfung von Wirtschaft, Staat, Wissenschaft und Gewerkschaft zu einem Maritimen Komplex.

Die maritime Wirtschaft ist weit mehr als Hafenromantik. Trotzdem bleibt das Flaggschiff des bundesweiten Wirtschaftszweiges der Hamburger Hafen. 2004 wurden dort insgesamt sieben Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) verladen – ein sagenhaftes Plus von 14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2010 werden es zwölf Millionen Container sein, prognostiziert die "Hafen Hamburg Marketing", ein Gemeinschaftsunternehmen von Stadt und Wirtschaft.

Aber nicht allein der Norden profitiert, "nahezu alle Bereiche dieses Wirtschaftszweiges weisen ein beachtliches Wachstum auf", freut sich die Bundesregierung.

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