Vor 50 Jahren, am 13. April 1957, veröffentlichten 18 anerkannte westdeutsche Wissenschaftler den Göttinger Appell, in dem sie unter anderem die Bundesregierung aufforderten, im Interesse des Weltfriedens auf den Besitz von Atomwaffen zu verzichten. Damals fand der Aufruf weltweit große Beachtung, seine Verfasser hingegen wurden innenpolitisch stark kritisiert. Inzwischen ist er nur noch Insidern bekannt – zu Unrecht, denn seine Thematik ist leider noch immer aktuell.1
Bis heute gibt es Begehrlichkeiten deutscher Politiker, die auf eine deutsche Beteiligung an Atomwaffen gerichtet sind. Ein Bedürfnis mit langer Tradition: Vor allem der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß hatte 1956 begonnen, Atomwaffen für die Bundeswehr zu verlangen. Später erstreckte er seine Forderungen auf ein deutsches Mitbestimmungsrecht bei der Verwendung strategischer Atomwaffen und die gemeinsame Produktion von Mittelstreckenraketen. Bundeskanzler Konrad Adenauer forderte erstmals im April 1957 öffentlich Atomwaffen für die Bundeswehr. Ein Ansinnen, das weit über die Union hinaus Zustimmung fand: So sprach sich auch der damalige Kanzlerkandidat der SPD, Willy Brandt, im Oktober 1960 dafür aus, die Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen auszurüsten.
Die unionsgeführte große Koalition unter Georg Kiesinger weigerte sich bis zum Schluss, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen.