Ausgabe November 2007

Jenseits der Spekulationskrise

Das Diktat der Finanzmärkte und Perspektiven der Gegensteuerung

Niemand weiß, wie lange die weltweite Finanzkrise noch dauern wird, die ziemlich harmlos als Schieflage im amerikanischen Markt für zweitklassige Hypotheken begonnen hat. Auch weiß niemand, welche Folgen für das Wachstum, die Beschäftigung und den Lebensstandard der Menschen sie noch mit sich bringt. Bis Anfang Oktober 2007 waren die Schäden vergleichsweise gering. Das kann sich noch ändern, muss es aber nicht. Es hat schon massive Finanzkrisen gegeben, beispielsweise die amerikanische Aktienkrise im Jahre 1987, die fast spurlos an einer robusten Konjunktur vorübergegangen sind. Andere, wie die Asienkrise ab 1997, haben gesamtwirtschaftliche und soziale Einbrüche ausgelöst, wieder andere beginnende Rezessionen verstärkt – etwa die Krise des Europäischen Währungssystems von 1992/93 oder der Crash der New Economy im Jahre 2000.

Finanzkrisen sind regelmäßige Begleiterscheinungen kapitalistischer Entwicklung. Sie laufen immer nach dem gleichen Schema ab, das im Wesentlichen von Herdenverhalten bestimmt wird: Euphorie – Panik – Absturz.1 Irgendein Ereignis löst Erwartungen auf hohe Gewinne aus, die im Handel mit bestimmten Waren – beispielsweise Getreide, Schafen, Rohstoffen, Häusern, Aktien, Währungen oder Ableitungen und deren Kombinationen – erzielt werden können.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.