Ausgabe November 2007

Unsere ganz alltägliche Vergiftung

Wider die Ohnmacht der Verbraucher

Gammelfleisch im Döner, zu viele Pestizide in Obst, Gemüse und Küchenkräutern – derartige Nachrichten erscheinen uns mittlerweile so alltäglich wie der Wetterbericht. Aber wie kann das sein – haben wir Verbraucher denn keine Rechte?

Im „Handbuch des Lebensmittelrechts“, einem Praxisleitfaden zu den über zehn Kilogramm schweren nahrungsmittelbezogenen Gesetzestexten, steht folgender Kernsatz: „Zweck des Lebensmittelrechts ist seit jeher und in allen Staaten der Schutz des Verbrauchers vor Gesundheitsschäden und vor Täuschung.“ Gegen diesen Satz ist nichts einzuwenden – im Gegenteil: Eindeutiger kann man das Ziel der Gesetze nicht formulieren. Dem vorsorgenden Gesundheitsschutz wird ausdrücklich Priorität eingeräumt. Und weiter heißt es dort: „Das Lebensmittelrecht ist insoweit ein Teil des besonderen Sicherheitsbzw. Ordnungs- bzw. Polizeirechts.“ Das bedeutet: Gibt es ein Lebensmittel, das geeignet ist, uns gesundheitlich zu schädigen oder über seine tatsächliche Beschaffenheit zu täuschen, dürften wir eigentlich darauf zählen, dass es mit polizeilicher Hilfe entfernt wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Normen des Lebensmittelrechts versprechen somit ein hohes Schutzniveau. Doch die Gesetzespraxis ist meilenweit von diesen hehren Grundsätzen entfernt.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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