Ausgabe September 2007

Nähe und Ferne

Das deutsch-amerikanische Verhältnis und die Zukunft des Westens

Worauf gründet sich heute eigentlich unser Verhältnis zu Amerika? Der Kalte Krieg ist lange vorbei, die Arroganz der einzig verbliebenen Weltmacht entfremdet, die Ablehnung der Politik des gegenwärtigen Präsidenten ist allgemein. Was verbindet uns noch mit dem problematisch gewordenen Land jenseits des Ozeans? Vielleicht helfen ein Blick in die Vergangenheit und ein Blick in die Zukunft.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt eine special relationship, eine Art Familienbeziehung, allerdings ganz anderer Art als die britisch-amerikanische. Die Bundesrepublik war ein Kind der Vereinigten Staaten (mit Patenschaft der Engländer und Franzosen). Sie wurde

nicht um ihrer selbst willen gegründet, sondern als amerikanische Bastion gegen den Osten, und die Westinsel Berlin existierte überhaupt nur, weil Washington es sich 1948 nicht leisten konnte, ein amerikanisch besetztes Territorium einem sowjetischen Gewaltakt zu überlassen.

40 Jahre lang beschützte Amerika seine Kinder, die Bindung der Bundesrepublik und noch mehr Westberlins an die USA ließ sich auf einen einfachen Begriff bringen: Sicherheit.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Waffenruhe und Repression

von Katajun Amirpur

Die Schadenfreude in der iranischen Bevölkerung über die Tötung einiger verhasster Anführer der Revolutionsgarden währte nur kurz. Denn als Israel am 13. Juni Anlagen des iranischen Atomprogramms, militärische Einrichtungen und hochrangige Kommandeure der iranischen Militärführung angriff, wurde schnell klar: Benjamin Netanjahu hielt nicht, was er versprochen hatte.

Donald Trump und die moderne Konterrevolution

von Bernard E. Harcourt

Mit einer Flut von Präsidialdekreten und Notstandserklärungen hat Donald Trump die Axt an den US-amerikanischen Regierungsapparat und die globale Ordnung gelegt. Er zerschlägt den Verwaltungsstaat, schließt Behörden und entlässt Bundesbedienstete.