Götz Alys Totalitarismusfiktion
"Vierzig Jahre 1968“ lautet das bereits arg strapazierte Jubiläum dieses Jahres. Doch trotz zahlreicher erinnernder wie deutender Bücher wollte die Debatte lange Zeit nicht richtig in Fahrt kommen. Erst mit einem gut platzierten Text des Historikers und Publizisten Götz Aly in der „Frankfurter Rundschau“ (FR) vom 30.
"Vierzig Jahre 1968“ lautet das bereits arg strap
azierte Jubiläum dieses Jahres. Doch trotz zahlreicher erinnernder wie deutender Bücher wollte die Debatte lange Zeit nicht richtig in Fahrt kommen. Erst mit einem gut platzierten Text des Historikers und Publizisten Götz Aly in der „Frankfurter Rundschau“ (FR) vom 30. Januar 2008 – einer pointierten Zusammenfassung seines inzwischen erschienenen Buches „Unser Kampf“ – sollte sich das ändern. Während sich Aly in seinen bisherigen Forschungen zum Nationalsozialismus gezielt geweigert hat, den Antisemitismus als zentrales Movens der Deutschen bei der Vernichtung der europäischen Juden zu analysieren,1 stellt er seine Ergebnisse mit „Mein Kampf“ regelrecht auf den Kopf: 1968 war in seiner Lesart ein tendenziell antisemitisches Revival von 1933, ein Spätausläufer des europäischen Totalitarismus – und besonders des deutschen.