Wie Jorge Semprún zum Kommunisten wurde

Bild: Dinkley, Wikimedia
Im Sommer 2005 hat Jorge Semprún mir erklärt, wie er Kommunist geworden ist. Das Gespräch fand in seinem Landhaus im südlich von Paris gelegenen Gâtinais statt. Anfang der 70er Jahre hat Semprún das Haus für sich und seine Familie erworben, ein aus schweren Steinen erbautes und von Mauern umschlossenes altes bäuerliches Anwesen, das sich nur mit wenigen Fenstern zur Straße hin öffnet und davon zeugt, dass seine einstmaligen Erbauer sich von der Außenwelt nicht viel Gutes erwarteten. Dort verwahrt Semprún seine kommunistische Bibliothek, darunter auch den ersten Band des Kapitals mit einem Vorwort von Karl Korsch und vielen Anmerkungen von der Hand des Vaters.
José María de Semprún hatte aus seiner imposanten Madrider Bibliothek dieses eine Buch gerettet. Es war 1936 als Ferienlektüre in Lekeitio gedacht. Nachdem in der Nacht vom 17. auf den 18. Juli Franco und die Militärs ihren Putsch begonnen hatten, in deren Verlauf sie auch die Semprúnsche Wohnung plündern sollten, verließ die Familie im September 1936 das Land.
Jorges Vater konnte mit dem Kommunismus nichts anfangen. Sich mit Marx bekannt zu machen, war in jener Zeit für Intellektuelle freilich unumgänglich.