Ausgabe Dezember 2008

Finanznot in Fernost

Am Anfang schien es, als ob die von den USA ausgehende Finanzkrise nur ein Problem der amerikanischen und europäischen Banken und Investmenthäuser sei. Die Kreditinstitute Japans, Südkoreas und Chinas hatten sich von den Geschäften mit den Risikopapieren, die die Geldhäuser des Westens in die Krise stürzten, ferngehalten. Insbesondere für die japanischen Banken war es eine Genugtuung, jene US-Finanzinstitute im Überlebenskampf zu sehen, die die japanischen Banken vor zehn Jahren noch der Unfähigkeit geziehen hatten. Waren US-Investmenthäuser wie Merrill Lynch in der Krise von 1997 als Käufer bankrotter japanischer Finanzinstitute aufgetreten, so kaufen sich jetzt japanische Banken bei amerikanischen Geldinstituten ein und helfen ihnen zu überleben.

Der globale Niedergang der Aktienkurse erfasste dann aber auch Japan. Die großen Banken des Landes sahen sich gezwungen, das von der Regierung zur Verfügung gestellte Geld anzunehmen, weil angesichts des Verfalls der Wertpapiere in ihrem Portfolio die Eigenkapitalquote unter die international vereinbarte Mindestquote von acht Prozent fiel. Im globalen Markt konnten sich letztlich also auch diejenigen, die gut gewirtschaftet hatten, dem Sog der Finanzkrise nicht mehr entziehen.

In dem Maße, wie die Krise die US-Wirtschaft in Form der Konsumzurückhaltung erfasste, begann zudem die japanische Exportindustrie unter der Krise zu leiden.

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.