In der heutigen öffentlichen Wahrnehmung dominieren Krawalle, Straßenschlachten und Demonstrationen das Bild von „68“. Typisch dafür ist die von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgerichtete Ausstellung im Berliner Amerika-Haus in der Hardenbergstraße – mit einem Wasserwerfer als monströser Ikone staatlicher Ordnungsmacht.
Natürlich hat es seinerzeit massive Proteste gegeben – aber als Ausnahmeerscheinungen und ohnmächtige Reaktionen auf polizeiliche Provokationen wie am 2. Juni 1967 oder auf das Attentat auf Rudi Dutschke wie die „Osterunruhen“ 1968. Der politische Alltag sah ganz anders aus: Da wurden studentische Versammlungen auf allen Ebenen und in allen Instituten und Fakultäten organisiert. Auf diesen wurden Forderungen erhoben nach Universitätsreformen, mehr Mitsprache für Studierende, nach eigenverantworteten, „selbstbestimmten“ Seminaren und der Gründung einer „Kritischen Universität“ innerhalb der FU mit selbst gewählten Dozenten und Professoren.
Daran mitzuarbeiten, mitzudiskutieren war nicht nur für mich, sondern für viele der damaligen politisch Engagierten ebenso selbstverständlich wie spannend.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.